stern Heft Nr.47 / 17 November 1983 - Die verteufelte Lust
Titelbild: Die verteufelte Lust. Werden die Deutschen prüde?
PLUS: Freude durch Kraft: 42 Extraseiten Sportjournal - Arafats letzter Kampf
Original Inhaltsbeschreibung:
- Sexualität: Werden die Deutschen wieder prüde?
- Doppelmord: Anatomie eines unbegreiflichen Verbrechens
- Obdachlose: Container, Baracken, Notunterkünfte - Wie die neuen Armen der Republik unter uns leben müssen
- Brandschutz: Millionenschäden entstehen, weil Sprinkler-Anlagen in Einkaufszentren nicht vorgeschrieben sind
- Sozialdemokraten: Vor dem SPD-Parteitag in Köln - Oppositionsführer Hans Jochen Vogel auf der Suche nach Profil
- »Wir können nicht so abhängig bleiben« - STERN-Interview mit Oskar Lafontaine
- Grüne: Der Streit um ein Bündnis mit der SPD in Hessen
- Selbsthilfe: Das Alternativprojekt »Netzwerk« arbeitet seit fünf Jahren erfolgreich
- Prozeß: Ein Handelsvertreter ist angeklagt, eine Millionärs-Witwe getötet zu haben
- Franz Josef Strauß läßt gegen den Karikaturisten Rainer Hachfeld vorgehen
- Justiz: Keine Angst vor großen Tieren. Wie die neun Bonner Staatsanwälte die Flick- und Spendenaffäre untersuchten
- Peter Scholl-Latour: Der Untergang der PLO
- Libanon: Arafats letzter Kampf
- Syrien: Die Stunde des Löwen
- Papua-Neuguinea: Aus der Steinzeit direkt ins 20. Jahrhundert
- USA: Was passiert, wenn sich 40 000 Hells Angels mit ihren Motorrädern alljährlich in der kleinen Stadt Sturgis treffen?
- 10000 Dollar für jeden, der eine gesunde Niere spendet
- Standpunkt: Märchen aus dem Weißen Haus - Dieter Gütt über Tatsachen und Verschleierungen der US-Invasion auf Grenada
- Expertenfrage: Müssen Mieter das Kabelfernsehen mitfinanzieren?
- Firmenpleite: Das Ende des Wunderknaben Horst-Dieter Esch
- Kreditgewerbe: Die Banken müssen schärfer kontrolliert werden. Interview mit dem Finanzfachmann von Bethmann
- Sozialversicherung: In der Rentenkasse fehlen sieben Milliarden Mark
- Aufführungsrechte: Wie der Münchner Musik-Manager Hans R. Beierlein an der Internationalen verdient
- Der blutige Bürgererkrieg: Nur noch wenige Getreue kämpfen für PLO-Chef Arafat gegen radikale, prosyrische Palästinenser. Arafats Niederlage stärkt Syrien, dessen Präsident Assad arabische Großmacht Träume träumt
- Zu hoch gepokert: Der Schlossersohn Horst-Dieter Esch aus Hannover brachte es zum Chef des drittgrößten Baumaschinen-Konzerns der Welt. Er kaufte reihenweise Firmen auf und brachte die renommierte Privatbank Schröder, Münchmeyer, Hengst & Co. an den: Rand des Ruins. Jetzt hat er eine Milliarde Mark Schulden und sucht neue Geldgeber
- Der Fall Blum: In Vehlingen am Niederrhein hat ein Exil-Pole zusammen mit seiner Freundin ein Rentnerehepaar bei lebendigem Leibe verbrannt (hier ein Tatort Foto), weil er den Mann für einen NS Verbrecher hielt
- Sprung in die Neuzeit: Bis vor kurzem lebten die Papuas auf Neuguinea wie in der Steinzeit. Erst 1975 wurde der Insel-Staat unabhängig. Nirgendwo ist der Kontrast zwischen althergebrachter Lebensweise und Fortschritt so groß wie dort.
- Mode: Gören in Gala - die teuersten Kinderkleider der Welt
- Kunst: Wie ein Bildhauer prominente Zeitgenossen am Kirchenportal von Villingen verewigte
- Film: Die Erben - Jugendliche im Bannkreis von Neonazis
- Physik: Die »Fackel der Götter« - Das Nordlicht birgt auch heute noch viele Rätsel
- Mutterschaft: Frederick Leboyer, »Vater der sanften Geburt«, verkündet den neuen alten Weiblichkeitsmythos
- Auto: Mazda 626 ein Japaner fürs deutsche Herz
- Herrn Klemmes Gewerbe, weshalb der DFB einem Spieler-Berater die rote Karte zeigen will
- Waffenschmiede Deutschland: Die teuren Raubtiere
- Schindlers Liste: Tatsachenbericht von Thomas Keneally
Stern intern
Gegensätze
Journalisten müssen sich oft von einer Geschichte zur anderen auf eine völlig neue Umgebung einstellen. Das gehört zu ihrem Beruf. Selten aber war für einen der Sprung so groß wie für Fernost-Korrespondent Erich Follath, der in diesem Heft mit zwei Farb-Reportagen vertreten ist: Eine spielt in China, dem ältesten Kulturland der Erde, die andere in Papua-Neuguinea, wo heute noch Stämme wie in der Steinzeit leben.
Die Chinesen sind nach den bitteren Jahren der Kultur-Revolution, als die alten Traditionen verpönt waren, dabei, »Kung-Fu« neu zu entdecken. Follath besuchte zusammen mit Fotograf Tom Jacobi im Zentrum der Volksrepublik das legenden umwobene Kloster Shaolin, die Wiege des »Kung-Fu«, und sprach mit Mönchen, die noch heute die von heiligen Männern erfundene Kunst der Konzentration und Selbstverteidigung praktizieren. Wie sich die 2300 Jahre alte philosophische Disziplin zum Hochleistungssport entwickelte , schildert der Bericht »Heimkehr des flinken Affen«, mit der auf Seite 196 das »Sport-Journal« beginnt.
Bei den Papuas bestimmte der Kampf-nicht mit Fäusten, sondern mit Pfeilen und Steinäxten, jahrhundertelang das Verhältnis der tausend Stämme zueinander. Clan-Chef Rengka, den Follath jetzt im wildzerklüfteten Hochland der Insel besuchte, hat im Gegensatz zu manchen seiner Häuptlingskollegen den blutigen Auseinandersetzungen abgeschworen. Er wurde ein Freund des weißen Mannes, dessen erste Vertreter er 1935 sah, als ein kleines Flugzeug im benachbarten Tal einschwebte. Er hielt sie für Götter und bewunderte die fortschrittlichen Werkzeuge der Weißen dermaßen, daß ihm »die Tränen kamen«. Wer so etwas herstellen könne, schloß der Clan-Chef, habe sicher auch recht, wenn er das gegenseitige Töten verbot und die Krieger einsperrte. Jetzt aber ist beunruhigende Kunde ins Papua-Dorf gedrungen: Stammesbrüder haben erzänlt, die Weißen führten selber Kriege, und wer am meisten Feinde umbringe, komme auch keineswegs ins Gefängnis, sondern erhalte Auszeichnungen. »Stimmt das?« wollte Rengka wissen. Es wurde ein langes und nicht einfaches Gespräch für Follath. Die Geschichte über den »Zeitensprung« beginnt auf Seite 40.
Heft Nr. 47 im 36. Jahr 17 bis 23 November 1983
Seitenanzahl: 310 Seiten
Sprache: Deutsch
Gewicht: 677 Gramm
Eigenschaften von diesem Artikel
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