- Nicht auf Lager

Titelbild & Text dazu: Sterndichter irren: Komm mit mir ins Paradies! Pardon zeigt, wo es wirklich liegt
PLUS: 12 Seiten Extra Spaß: Strips & Comix
Original Inhaltsbeschreibung:
Zu diesem Heft:
Paradies in Auspuffhöhe
Zwei Männer lagern an der Frankfurter Hauptwache auf der Fahrbahn und löffeln Joghurt: Nikolaus Jungwirth und Gerhard Kromschröder, die sich nicht nur als PARDON-Mitarbeiter, sondern auch als freischaffende Aktionskünstler einen Namen gemacht haben. Sie tragen Sommerzeug und Knickerbocker und mimen Campinglife in Auspuffgasen.
Was das soll? Die beiden Aktionisten persiflieren (ab S. 11) eine der jüngsten (und teuersten) Public-Relations-Aktionen des Bilderblattes stern. Henri Nannens Bilderbogen hat sich des schmalen Geldbeutels bundesdeutscher Autoren erbarmt und die Herren Dichter mal in einen komfortablen Urlaub geschickt. Peter Rühmkorf (Die Jahre, die Ihr kennt) fuhr als erster und nach Bali, so weit gut.
Aber natürlich müssen die Ferntouristen sich hinterher im stern verbreiten, denn schließlich ist das keine reine Wohltätigkeit des Gruner- und Jahr-Konzerns. Sondern die guten deutschen Dichternamen schmücken immerhin das Blatt, und da steht nun zu befürchten, daß der übliche Reiseseiten-Journalismus Triumphe aus der linken Dichterfeder feiert: Auf Bali ist es richtig schön. Oh, welche Erkenntnis. Neckermann und Quelle werden's annoncenreich danken.
Wenn er denn schon 14 deutsche Autoren aussenden muß, um die Welt für uns neu zu beschreiben, warum schickt Henri Nannen seine Dichter nicht in das Paradies der Neger von Harlem, das Paradies der politischen Gefangenen in Brasilien, das Paradies der Guerilleros in Mocambique? Oder warum nicht in die Paradiese von Holzmann, Krupp und Mannesmann, wo deutsche und ausländische Arbeiter täglich den Himmel auf Erden genießen? Da möchte man unsere Welt doch wirklich einmal neu beschrieben sehen. Kromschröder und Jungwirth geben mit einer Wanderung durch Frankfurt ein Beispiel.
Daß Journalismus etwas anderes sein kann als Eiertanz (Enzensberger), belegt in diesem Heft auch Hannelore Bitsch (S. 8) mit ihrem Report von einer ungewöhnlichen. Wohnungssuche. Sie stellt dar, welchen Repressionen zahllose Wohngemeinschaften ausgesetzt sind, eine noch unerkannte Minderheit, wenn sie ihr Recht auf Wohnung zu realisieren versuchen.
Nochmals Journalismus in Deutschland: Die Spitzfindigkeiten über die Stellenanzeigen deutscher Journalisten (Die Ober-Peinlichen im Februar Heft) hat bei den Betroffenen und ihren Repräsentanten Beifall und Widerspruch ausgelöst: Von Anneliese Friedmann bis Werner Höfer, von Jörg Barczynski (dju) bis Bodo Zeuner (früher Spiegel, heute FU) fordern die Kollegen mehr Einsicht in die Klassenlage. (PARDON-Forum, S. 60). Das läßt hoffen.
Seitenanzahl: 78 Seiten
Sprache: Deutsch
Gewicht: 166 Gramm
Eigenschaften von diesem Artikel