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Titelbild & Text dazu: Schöne neue Steinzeit. Eine Orgie in Nostalgie
PLUS: Das aktuelle Pardon Poster: Herzlich willkommen, Jusos! (nicht enthalten) - Anneliese, ach Anneliese: Liebeserklärungen an die Rothenberger - Hier Jenseits, wer dort?: Bericht aus dem Reich der Toten
Original Inhaltsbeschreibung:
Zu diesem Heft
Die emanzipierte Prinzessin:
Zum Titelfoto dieses Heft's — Mann stemmt Frau — hätte sich gut eine Emanzipationsgeschichte machen lassen. Am 8. März bestärkten sich die Frauen der Welt erneut in dem Schlachtruf Frauen gemeinsam sind stark. Es war der Internationale Frauenkampftag. In Peking gab es einen Empfang. Ob der globale emanzipatorische Schrei in gesellschaftliche Realität umgesetzt wird, muß freilich für den Rest dieses Jahrhunderts, in dem die Männer so wenig emanzipiert sind wie die Frauen, bezweifelt werden. PARDON hat auf die große, umfassende Geschichte über die Unterdrückung der Frau verzichtet. Denn in dieser Zeitschrift wurde bereits über Emanzipation geschrieben, als andere sich darunter noch die Gleichberechtigung oder bestenfalls den Verzicht auf den Büstenhalter vorstellten.
In PARDON wurde Simone de Beauvoir interviewt, schrieb Germaine Greer, wurde das amerikanische Frauen-Kampfblatt Ms ausführlich vorgestellt, und gab es schon 1970 eine platzgreifende Titelgeschichte über die kämpfenden Weiber. Vorerst keine neue Round-up-story also. Aber das Thema wird natürlich weiter behandelt. Zum Beispiel: Auch das Foto der lachenden, Anneliese Rothenberger, umschwärmt und bewundert von einem westfälischen Mädchenchor, gehört dazu. Sicher entspricht das Bild ziemlich genau der Vorstellung, die sich die meisten Zeitgenossen und vielleicht auch die westfälischen Nachtigallen (sie heißen wirklich so) von einer Emanzipierten machen: Erfolgreich, bewundert, unabhängig und nicht gezwungen, einem abgeschlafften Ehemann abends die Bratkartoffeln zu servieren.
Aber mit der Vorstellung von Emanzipation, wie sich die kämpferischen Weiberräte das denken, hat Frau Anneliese Dieberitz, auch Rothenberger, dennoch wenig gemein. Im Gegenteil, mit ihren Trivialitäten von Liebe, Lust und Leid, die sie per Bildschirm in die deutschen Wohnstuben trällert und nun auch noch in grandioser Selbstbeweihräucherung in einem Memoiren-Band niedergelegt hat, hilft sie das traditionelle Rollenbild der Frau ganz vorzüglich bewahren: Kinder, Küche, Küßchen. Die Hamburger Fernseh-Autorin Christel Buschmann hat der Prinzessin auf der Schnulze für PARDON ins Nähkästchen geschaut (S. 18). Nachlesen und reflektieren ist erlaubt.>
Seitenanzahl: 78 Seiten
Sprache: Deutsch
Gewicht: 159 Gramm
Eigenschaften von diesem Artikel