Motorrad Classic 4/97- Juli/August 1997 - Gestern Pfui, heute Hui
Titelbild: Gestern Pfui, heute Hui. Flops der 70er Jahre: Von Aermacchi bis Yamaha
PLUS: Dürkopp MD 150: Verkannte Grösse - Helios: Die erste von BMW - Norton CS1: Das Sport Gerät
Original Inhaltsbeschreibung:
- Die Flops der 70er Jahre
- Norton CS 1
- Helios
- Dürkopp MD 150
- DKW SB 200
- Laurin & Klement
- Selbst restaurieren, Teil 42
- Zeitgeist-Auflösung
- Koehler-Escoffier
- Stadtringrennen Tübingen
- Kelle/Neumann auf NSU
Krüppel aus dem Sack: Es ist ihr gutes Recht, auf einwandfreie Ware zu bestehen.
Wenn Sie einen Gaul kaufen, schauen Sie dem vorher ins Maul. Und dann lassen Sie das liebe Vieh mal laufen und sehen schnell, ob es lahmt oder nicht. Wenn gar ein reinrassiges Rennpferd verkauft werden soll, gehört ein Tierdoktor selbstverständlich dazu. Ganz so einfach ist die Sache bei restaurierten alten Motorrädern leider nicht.
Zu erkennen, ob alle richtigen Teile dran sind, ist nämlich schon Expertensache. Wie es aber in Motor und Getriebe aussieht, ist für Käufer gar unmöglich zu erkennen. Selbst während einer Probefahrt können mechanische Ungereimtheiten selten diagnostiziert werden. Eine gehörige Portion Vertrauen gegenüber dem Verkäufer und dessen Angaben ist allemal nötig. Was aber, wenn sich oft erst Monate nach dem Kauf herausstellt, daß der Vorbesitzer nach der Devise „außen hui und innen pfui" restauriert hat? Kaum einer, der ein altes restauriertes Motorrad verkauft, wird wenigstens für ein halbes Jahr lang garantieren, daß alles auch so funktioniert wie es ursprünglich funktionierte. Wozu auch? Aus den Augen — aus dem Sinn. Soll der Käufer sehen, wie er damit zurechtkommt. Gekauft wie gesehen war schließlich abgemacht. „Nach mir die Sintflut", sagen Roßtäuscher unter den Veteranenfreunden, die die Mechanik ihres ehemaligen alten Krüppels gerade noch so hingebogen haben, daß sie für die nächste Zeit vorerst Ruhe gibt. Kein Käufer wird sich vor dem Kauf die Mühe machen, beispielsweise die Räder auszubauen und den Zustand von Radlagern, Bremsbelägen und trommel nachzuprüfen oder die Kappe am Dynamo öffnen und einen Blick auf Kohlen, und Kollektor werfen. Und kein Verkäufer wird sich darauf einlassen, daß beispielsweise erst einmal drei Viertel vom Kaufpreis gezahlt werden, der Rest erst nach einer Frist von so und so viel (sorgenfreien) Monaten. Oder sollte sogar Rückgaberecht eingeräumt werden?
An irgendeine Absicherung sollten Käufer denken, wenn sie viel Geld für ein restauriertes Schmuckstück ausgeben. Da müssen im Kaufvertrag neben Motor- und Fahrgestellnummer mitunter auch jene Teile (egal ob äußerlich erkennbar oder nicht) festgehalten werden, die nicht original sind oder auf besondere Art und Weise instandgesetzt wurden. Ein anständiger Verkäufer, der mit gutem (Ge)Wissen restauriert hat, wird ohne Zögern mit Informationen und Hinweisen auf bauliche Veränderungen herausrücken und warum er sie für notwendig hielt.
Seitenanzahl: 98 Seiten
Sprache: Deutsch
Gewicht: 221 Gramm
Eigenschaften von diesem Artikel
- Magazine vom Monat ...
- 7/Juli
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- 1997