Motorrad Classic 5/00 - Sep/Okt 2000 - Honda RC 115
Titelbild: Honda RC 115. 50 cm³ - Zwei Zylinder - Weltmeister 1965
PLUS: Zündapp KS 600 - Wanderer K500 - Indian Daytona - Ducati T98
Original Inhaltsbeschreibung:
- Honda RC 115
- Zündapp KS 600-Gespann
- Eigenbau-Triumph mit vier Zylindern
- Wanderer K 500
- Restaurierung Eckert-Honda
- Versteigerung bei Brooks
- Der fliegende Liegestuhl: Baumm 2
- Neuanfang bei Greeves
- Selbst restaurieren, Teil 61
- Das erste russische Motorrad
- Ducati T 98
- Cornucopia Enterprises
- Vierventil-Renner von Indian
- Boxertechnik aus Nürnberg. Auferstanden aus Ruinen, das würde zu der KS 600 gut passen (BILD)
Meinung:
Jetzt helfe ich mir selbst: Und was machen Sie bei einer Panne unterwegs?
Ehrlich, ich habe kein Handy. Also kann ich auch keines in der Jackentasche haben, wenn ich mich mit einem meiner alten Motorräder mal mehr als 25 oder 30 km von der heimischen Werkstatt weit weg wagen sollte. Was ich freilich immer mindestens dabei habe ist ein Zündkerzenschlüssel und mein mittlerweile auch schon gut 20 Jahre altes Schweizer Offiziersmesser (nur echt von Victorinox, Sie wissen, das Rote mit weißem Kreuz). Und wenn die Reise noch ein bisschen weiter gehen sollte, dann wird das Bordwerkzeug eben entsprechend aufgestockt, was bei alten BMW natürlich die leichteste Übung ist: Nur noch schauen, ob auch das Schächtelchen mit Flickzeug, Ersatz-Glühlampen und Schraubnippel drin ist.
Aktuelle Motorräder sind derart beängstigend zuverlässig, dass sich deren Hersteller eigentlich das bisschen Bordwerkzeug auch noch sparen könnten. Weil im Ernstfall damit sowieso nichts repariert werden, sondern - vorausgesetzt, der Superwetzhobel hat einen Hauptständer - allenfalls noch das Rad ausgebaut werden kann, um den Plattfuss dann in der nächsten Werkstatt flicken lassen zu können. Selber machen am Straßenrand ist ja bei Schlauchlos- Reifen fast unmöglich.
Auf einem alten Motorrad aber, selbst wenn es frisch und perfekt restauriert ist, kann einem alles Mögliche passieren: Schrauben und Muttern setzen und lockern sich, ein Lötnippel bricht, die Schwimmerkammer läuft über, eine Glühlampe brennt durch (ausgerechnet die im Rücklicht) oder der nagelneue Metzeler Block C hat einen Nagel bis in den Luftschlauch durchgelassen. Schwieriger, aber nicht hoffnungslos, wäre schon eine verrückt spielende Zündspule oder ein ähnliches Problem der elektrischen Anlage.
Nun gibt es drei Möglichkeiten. Sie rufen mit Ihrem Handy den ADAC zu Hilfe wäre eine davon. Oder Sie ärgern sich, das Handy nicht dabei zu haben (oder noch immer keines zu besitzen). Oder Sie zählen sich zu jenen, die sich in solchen Fällen zu helfen wissen, weil sie ja schließlich das Motorrad samt seinen kleinen Macken in- und auswendig kennen. Und selbstverständlich wissen, auch noch mit zwei Montiereisen umzugehen und Schläuche zu flicken. Pech freilich, wenn jetzt die Luftpumpe oder die kleine Pressluft-Kartusche fehlen sollte, doch nicht verzagen: halten Sie den nächstbesten Porsche-Fahrer an. Der hat serienmäßig nämlich einen kleinen Kompressor im Kofferraum.
Das Gute und Schöne an alten Motorrädern ist, dass sie sich - notfalls mit ein bisschen Improvisation - unterwegs so weit wieder flott machen lassen, um uns irgendwie immer wieder heim zu bringen. So gesehen können wir bei jeder Ausfahrt auch noch einen Hauch von Abenteuer erleben. Und dazu brauche ich doch kein Handy.
Seitenanzahl: 98 Seiten
Sprache: Deutsch
Gewicht: 230 Gramm
Eigenschaften von diesem Artikel
- Magazine vom Monat ...
- 9/September
- Magazine aus dem Jahre ...
- 2000