Motorrad Classic 3/98 - Mai/Juni 1998 - Hercules W 2000
Titelbild: Hercules W 2000. Das etwas andere Motorrad
PLUS: Wanderer 708: Vierventiler aus Sachsen - Triumph Cornet: Flüster-200er aus Nürnberg - New Imperial: Die Renngeschichte
Original Inhaltsbeschreibung:
- Hercules W 2000
- Felix Wankel
- BMW R 51/2-Restaurierung
- Wanderer 708
- Triumph Cornet
- Mopeds aus Suhl
- Selbst restaurieren, Teil 47
- Portrait Ernst Hiller
- Kleinanzeigen richtig lesen
- Ariel Square Four
- New Imperial-Renngeschichte
Meinung:
Es war einmal: Haben moderne Motorräder noch Charakter? Waren es die Amis oder die Engländer, die den Begriff vom Unified Japanese Motorcycle (UJM) geschaffen haben? Was mit so einem japanischen Einheitsmotorrad gemeint ist, wird beim Studium der aktuellen Modellpaletten von Honda, Kawasaki, Suzuki und Yamaha deutlich: wären da nicht unterschiedliche Dekore auf den Verkleidungsteilen, würde sich eine YZFR kaum von einer CBR, GSXR oder ZXR unterscheiden. Schema F auch bei den Unverkleideten: Buckeltank, Stufensitzbank, Entenbürzel, Vier-in-eins Auspuffanlage oder je ein Schalldämpfer rechts und links und natürlich hochgezogen. Und dann wären da noch die auf neudeutsch bezeichneten Cruiser (vormals Soft-Chopper). Geben Sie zu, daß auch Sie auf ein paar Meter Entfernung ihre liebe Mühe haben, die glitzernden Eisenhaufen aus Fernost auf ihre Markenabstammung zu identifizieren.
Dabei ist es noch gar nicht so lange her, als sich die verschiedenen japanischen 750er noch klar und deutlich voneinander abhoben und auch die 250er von Honda, Kawasaki, Suzuki und Yamaha schon von weitem auseinander zu halten waren. Und noch ein paar Jahre zuvor waren eine Max oder Lux, eine R 25/3, eine Regina oder auch eine MB 250 schlicht und einfach unter der Masse herausragende Motorräder.
Doch wir sollten nicht vergessen, daß es schon lange vor dem UJM das UGM und das UEM gab, also das Unified German Motorcycle respektive das Unified English Motorcycle. Denken Sie doch bitte mal an die zahlreichen deutschen Konfektionäre in den fünfziger Jahren, als eine 125er, 150er oder 175er Marke X kaum von den korrespondierenden Modellen Marke Y zu unterscheiden war. Und die Engländer waren auf dem besten Weg zum Einheitsmotorrad. Zum Glück schlug der Versuch des BSA-Konzerns fehl, ab 1971 das ultimative UEM zu schaffen. Vielleicht sind unter alten Motorrädern (sowohl restauriert wie auch restaurierungswürdig) heutzutage deshalb gerade jene Modelle so begehrt, die schon damals als eigenständig angesehen wurden - auch wenn sie einst zu tausenden gebaut worden sind. Trotz starker Konkurrenz und Massenproduktion eine extravagante Linie zu verfolgen, schien unter den großen europäischen Motorradbauern nie ein Problem, heute wohl aber bei den vier Großen aus Japan.
Je mehr sich die in ihren Einheitsmodellen festbeißen, um so mehr lernen wir jene ihrer ehemaligen Motorräder zu schätzen, die noch Charakter hatten. Im Falle Honda fallen mir zuletzt dazu noch CX und CBX ein, von Kawasaki die Z 1, von Yamaha die XS 750 und die TR 1, dazu noch das eine oder andere Modell mit Einzylinder-Viertaktmotor. Spätestens mit Beginn der achtziger Jahre aber hat es eigentlich kein herausragendes japanisches Motorrad mehr gegeben - doch, vielleicht eines noch: die Suzuki GSX-R 750. Ja, die wäre durchaus auch noch zu den epochalen Motorrädern aus Japan zu zählen. Schließlich hat sie vor fast 15 Jahren einen Trend ausgelöst, auch wenn dieser zum UJM führen sollte.
Seitenanzahl: 98 Seiten
Sprache: Deutsch
Gewicht: 221 Gramm
Eigenschaften von diesem Artikel
- Magazine vom Monat ...
- 5/Mai
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- 1998