Motorrad Classic 6/99 - Nov./Dez. 1999 - Was passt besser?

Original Inhaltsbeschreibung:

• Rickman-Kawasaki / Bimota KB1
• Honda CB 450 D
• FN M 86
• Triumph BDG 125
• 25 Jahre mit einer NSU OSL
• Selbst restaurieren, Teil 56
• KTM Roller Mirabell und Mecky
• Bikers Mill von Herbert Schüsseler
• Portrait Werner Kritter
• 100 Jahre Semmering

Meinung:

In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister (Johann Wolfgang von Goethe)

Restaurierungsobjekte für die nächsten 15 oder 20 Jahre harren im Schup­pen hinter der Garage, die Schachteln und Kisten in den Regalen sind voll mit Ersatzteilen, die Sie in all den letzten Jahren auf Teilemärkten zusammen­geklaubt haben: Wieviel Arbeit wollen Sie sich eigentlich noch aufladen? Haben Sie nicht schon genug damit zu tun, ihre bereits restaurierten Motorräder ordentlich am Laufen zu halten?

Nun gut, jetzt kommt schließlich auch wieder jene Jahreszeit, wo Sie ihre Abende und Nächte. .. wieder häufiger in Ihrer Werkstatt verbringen (dürfen). Und dann, so wissen wir alle, wird selten nur an einem Objekt gearbeitet. Denn während am einen Motorrad gerade die Blechteile beim Lackierer sind, wären da noch die Räder und Bremsen des anderen Projekts zu richten oder Sie haben gerade einen Motor oder ein Getriebe in der Mache. Veteranenfreunden, die selbst restaurieren, denen geht die Arbeit nie aus - im Gegenteil: die Gefahr ist groß, daß es immer mehr und damit das Hobby fast schon zur Sucht wird.

Auf die Frage, warum es für viele von uns Freunden alter Motorräder nicht bei Polygamie (Vielweiberei) verboten ist und wir uns daher anderweitig bei Laune halten wollen. Aber jetzt mal ganz ehr­lich: Wieviel Zeit hatten Sie sich in diesem Jahr, das in wenigen Wochen auch schon wieder Vergangenheit sein wird, für ihre restaurierten Motorräder genehmigt - sprich, wie oft sind Sie mit ihnen trotz Wind und Wetter gefahren, haben sie geputzt und gewartet? Oder haben Sie etwa nur für die Vitrine oder für Ihr eigenes kleines Keller-Museum restauriert?

Um Himmels Willen, ich möchte ihnen keinesfalls eines der schönsten Hobbies der Welt madig machen. Ich kenne das Gefühl, über Monate hinweg oder manchmal auch Jahre hindurch die Fortschritte in der Restaurierung und dann den Moment zu erleben, wenn der Motor seit langer Zeit zum ersten Mal wieder läuft - von den ersten Probefahrt Kilometern noch ganz zu schweigen. Und natürlich macht der Blick auf das Sam­melsurium selbstrestaurierter Motorräder in der eigenen Garage mitunter stolz.

Aber irgendwann muß Schluß sein, habe ich mir gesagt, als ich wieder ein­mal grübelnd vor einem Restaurierungs­objekt stand. Zumindest werde ich mir eine Auszeit genehmigen. Weil es neben drehen, bohren und fräsen, schweißen, schleifen und sich die Finger wund­schrauben noch Anderes und zumindest ebenso Schönes und Befriedigendes in der Veteranenwelt gibt: beispielsweise das Fahren mit den restaurierten Motor­rädern. Und den einem, zwei oder vielleicht auch bei drei guten Stücken im Fundus bleiben kann weiß ich auch keine Antwort und kann über die Gründe dazu nur vermuten: So wie manche Briefmarken und Münzen sammeln, sammeln wir eben alte Motor­räder. Manche haben ein Herz für herren­lose Katzen und Hunde, wir retten dafür oft hoffnungslos Rostiges vor der Schrott­presse. Oder vielleicht liegt es daran, daß einen oder anderen Winterabend wer­de ich nicht in der Werkstatt sein, son­dern vielleicht wie­der einmal in alten Motorrad-Zeitschrif­ten blättern oder mich in ein ent­sprechendes Buch vertiefen.

Seitenanzahl: 98 Seiten

Sprache: Deutsch

Gewicht: 222 Gramm