von allen Hauptstädten des Ostblocks übt Budapest auf westliche Reisende die größte Anziehungskraft aus. Verdeckt doch bis auf den heutigen Tag der Charme dieser Stadt und ihrer Bewohner die Tatsache, daß sie in einem sozialistischen Land liegt. Die Budapester beherrschen die Klaviatur der Verstellung, der Theatralik und der Selbstironie wie niemand sonst. Sie dienen dem Sozialismus und sind doch ausgepichte Kapitalisten, sie spielen den Fremden die Klischees vor, die diese erwarten, wohl wissend, daß für sie selbst kein Platz in dieser Operettenwelt ist; sie haben zu bei den Ufern der Donau eine architektonische Kulisse aufgetürmt, die ihresgleichen sucht, doch hinter dem Hang zum Überschwang verbirgt sich auch ein tragisches Lebensgefühl, in dem die Erfahrungen einer leidvollen Geschichte aufgehoben sind. Der Fremde sieht auch nicht, daß hinter glänzenden Fassaden und westlichem Lebenszuschnitt ein erbarmungsloser Kampf um jeden Forint gekämpft wird. Jetzt geht das Doppelleben zu Ende, die Rechnungen werden aufgemacht. Doch die Budapester haben noch immer einen Ausweg gefunden, sie werden überleben.
Kaum weniger gewaltig als Westminster: Das Parlament am Donauufer repräsentiert den nationalen Überschwang der Jahrhundertwende. Daß es zum Ort realer demokratischer Repräsentanz wird, darauf warten die Ungarn seitdem Baubeginn (BILD)
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Die Musik: Der Sound von Budapest ist die Summe vieler Klangwelten, dazu gehören Operettenschmiß auf der Margareteninsel (Foto), große Stimmen in der Oper und Zigeunerseligkeit in den Restaurants (BILD)