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Titelbild: Europa / Deutschland - Weimar. Der Rokokosaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek ist in Weimar das Schönste. Titelbild von Constantin Beyer
Original Inhaltsbeschreibung:
GESCHICHTE ALS ZUKUNFT
Liebe Leserin, lieber Leser
Eine deutsche Kleinstadt mit großem Namen meldet sich zurück in die Gegenwart. Weimar, dieses thüringische Idyll, lebt von seiner großen Vergangenheit und für die Zukunft. Es ist, im Guten wie im Schrecklichen, verdichtete deutsche Historie. Der Name der Stadt steht für vieles, was die deutsche Kulturgeschichte charakterisiert: die deutsche Klassik in Literatur und Kunst als Synonym für Geist und Bildung, das wegweisende, sozial engagierte Bauhaus, der dubiose Nietzsche-Kult, die Weimarer Republik und die geistige Enge eines blinden Nationalismus mit dem Konzentrationslager Buchenwald als perversem Finale. Die Konservierung als baufälliges Klassik-Museum der DDR war letztendlich nur noch der Ausdruck einer hilflos gewordenen Ideologie.
Nach dem Fall der deutsch-deutschen Grenze wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen, die Vergangenheit abgestaubt, die Spurensuche in der Geschichte wieder aufgenommen, und für 1999 wurde Weimar zur Kulturhauptstadt Europas auserwählt. Es wird an Versuchen nicht fehlen, wie einst die Bedeutung Weimars erneut für rückwärts gewandte Ziele zu vereinnahmen und zu mißbrauchen. Dem gilt es beizeiten entgegenzuwirken. Denn: Soweit der Name Weimars einen guten Klang besaß, wurde er abgeleitet von weltoffenem Denken und Wirken, das hier gleichermaßen zu Hause war. Für die Zukunft ist daher zu beachten, was Jürgen Busche in diesem Heft schreibt: An dem, was Weimar in Deutschland darstellt, haben alle deutschen Länder und Landschaften teil. Alle können sich darin wiederfinden, aber nicht, um ein Deutschland im Kreis der Nationen zu isolieren, sondern ganz anders: um als Deutschland zu diesem Kreis zu gehören. In diesem Sinne wirkt auch die von dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt und anderen hier ins Leben gerufene Deutsche Nationalstiftung, und in diesem Sinne wollen unsere Autoren, Fotografen und Illustratoren aus Ost und West ihnen diesen geistigen Bezugspunkt nahebringen, dessen Doyen einer der Großen der Weltliteratur ist: Johann Wolfgang von Goethe.
MERIAN Magazin Ausgabe 4/47 April 1994
Seitenanzahl: 146 Seiten
Sprache: Deutsch
Gewicht: 319 Gramm
Eigenschaften von diesem Artikel