Frankfurter Allgemeine Heft 111 / April 1982 - Trois belles choses
search
  • Frankfurter Allgemeine Heft 111 / April 1982 - Trois belles choses

Frankfurter Allgemeine Heft 111 / April 1982 - Trois belles choses

Titelbild: Walter Schmögner ist nicht nur ein berühmter Kinderbuchmacher. Einmal im Jahr bricht der Wiener Maler nach Paris aus, Trois belles choses nannte er dieses Bild, das er am Quai Voltaire mit farbiger Tusche lavierte. Drei schöne Dinge, das sind für Schmögner die Wolken, ein gedeckter Tisch und eine feierliche Torte, aber auch: im Backwerk die herzlichste Liebe, nicht ohne Lust in Form gebracht. Die Lust zur Erotik bringt die Lust zum Lieben, oder umgekehrt, sagt der listige Künstler. Was mich dabei reizt, das ist die Reaktion der Betrachter

Menge
Auf Lager: Lieferzeit ca. 1 bis 4 Werktage

Original Inhaltsbeschreibung:

  • Über Leute
  • Balanceakt mit dem Tod: Walter Schmögners seltsame Träume Siegfried Diehl Fotos Andrej Reiser
  • Heillos heile Welt: Im Kurhotel Hans Weigel
  • Fischefangen und Vogelstellen: Die Lust zum Lachs Johannes Roth Fotos Calle Hesslefors
  • Kalender der Woche
  • Fragebogen: Horst Bosetzky
  • Schach Roswin Finkenzeller
  • Matchbox: Kreuzwort, Ortstermin, Streichholzspiel
  • Titel

Sache mit Haken oder Womit man Lachse leimt

Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will, und wenn es groß ist, ist es ein ausgewachsener Haken, der sich dann entweder nützlich oder uns bloß zu schaffen macht, obwohl dort, wo eine Sache einen Haken hat, der Optimist immer nur die passende Öse und der Pessimist stets die Schuld bei sich suchen würde, weil wohl gilt, daß jeder dort einhakt, wo er's versteht: der Schauermann mit dem Handhaken bei den Kaffee-säcken, die er damit zum Haken an der Winde schleift, der Dachdecker zum Ziegel, den er durch den nasenartigen Haken auf die Latte nagelt, oder der Setzer zu seinem klassischen Haken, mit dem er die Lettern zu Schlagzeilen oder enge Zeilen wie diese zu Spalten zusammenhakte (hätte man ihn nicht zum fortschrittlicheren Filmemontierer umgeschult), oder etwa der Viehhänd-ler mit seinem Griff zum Pferdegebiß auf der Suche nach den Haken in den Oberkiefereckzähnen, die ihm Aufschluß über das Alter des Gauls geben, damit man ihn nicht hereinlegen kann, wogegen sich ein Boxer mit jenem schnellen, angewinkelten Arm wehren wird, wenn er mit einem Haken zeigt, was eine Harke ist, womit schon immer Hasen die Hunde foppten und worüber diese sich so ärgerten wie jene Buchhalter, denen der Buchprüfer die Haken und Häkchen hinter ihren Zahlen verweigert, weil ja offensichtlich ein Haken an der Sache ist, wenn am Ende der Haken fehlt, was, wie jeder Fischer weiß, am Ende einer Nehrung nie der Fall ist, wo die Meeresströmung jenen Haken aus Sand in den Wasserweg spült, den es zu vermeiden gilt, sonst säße er so unvermittelt auf dem Trockenen wie — um bei einem nicht ganz willkürlichen Beispiel einzuhaken — ein Lachs, der vielleicht bloß einer Fliege, so einer Fliege wie dieser, etwas zuleide Auf solche Fliegen fliegen Fische wie die Fliegen auf den Leim tun wollte und den Haken an der Sache einfach nicht sah. Punkt! Das sind die vielleicht schönsten Haken, jene, die sich Angler schon daheim mit ihrer professionellen Engelsgeduld kunstvoll zusammenbasteln und mit denen sie sich ihre taschenübersäten Fliegenfischerwesten, solche, wie sie Beuys so prominent machte, spikken, damit sie dann die Auswahl haben, mit welcher Kunstfliege sie den erfolgreichsten Schlag ins Wasser wagen, weil Lachse nun mal auf solche Fliegen fliegen wie die Fliegen auf den Leim, was deshalb ein treffender Vergleich ist, da man den armen Fisch ebenfalls leimt, wozu jedoch so viel Kunst, Fertigkeit und Fleiß gehören, daß im Inneren des Heftes noch ein wenig länger davon die Rede sein muß, von den Fliegen, die alle einen Haken haben: Früh krümmt sich, was darauf beißt!

Udo Pini

Heft Nr. 111 / vom 16 April 1982

Seitenanzahl: 38 Seiten

FAM-DE.1982.nr.111

Eigenschaften von diesem Artikel

Magazine vom Tag
16
Magazine vom Monat ...
4/April
Magazine aus dem Jahre ...
1982