Frankfurter Allgemeine Heft 107 / März 1982 - Barbara Nüsse
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Frankfurter Allgemeine Heft 107 / März 1982 - Barbara Nüsse

Titelbild: Am Podest für den Ruhm zimmern viel mit: Autoren, Regisseure, glückliche Theaterumstände. Festen Stand auf ihm müssen die Schauspieler allein finden: zum Beispiel Barbara Nüsse aus Hamburg

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Original Inhaltsbeschreibung:

  • Über Leute
  • Selbst in kleinen Rollen eine große Rolle spielen: Barbara Nüsse Foto Calle Hesslefors  Hans-Dieter Seidel
  • Denkmalsbesichtigung (III): Goethes Lebens-Räume Peter Wapnewski Fotos Hermann Michels
  • Vom Luxus über den Wolken: War Fliegen einmal schöner? Brigitte Scherer
  • Garten: Frühlingsboten Nikolas Benckiser
  • Kalender der Woche
  • Fragebogen: Gundula Janowitz
  • Schach Roswin Finkenzeller
  • Matchbox: Kreuzwort, Ortstermin, Streichholzspiel
  • Titel Calle Hesslefors

Eine Fliegerbrille ist kein Nasenfahrrad

Dazu braucht man keine Brille, das sieht man so: Je höher einer im Glücke steigt, desto größer läßt er sich seine Brille machen. Desto dicker, desto schicker, je teurer, je lieber. Bis zum Nasenfahrrad, spottet der Volksmund, hat mancher seine Sehmaschine vergrößert. Aber was wächst da mit? Die Sehschärfe, das scharfe Aussehen oder die Aussicht auf Ansehen? Der Brillenschleifer schärft ja auch die Blicke derer, die das Zusehen haben. Sieht man sich nur die Brillen- und Entscheidungsträger aller Militärjunten an, dann erkennt man schnell an den tiefdunklen Sonnengläsern, daß es sich bei ihnen um vorsätzliche Schwarzseher handelt. Dies Brillieren mit Schwarzglas macht deutlich, was Sehhilfen allzu oft auch sind: Schutzbrillen für die Empfindlichkeit weniger des Augapfels als des Selbstbewußtseins und mancher Eitelkeit. Zählen wir all die Modebrillen ruhig dazu, die nicht dem Durch-, sondern dem Ausschauen helfen. Wie wunderbar hat Mutter Natur da mal wieder alles eingerichtet: Vor Jahrmillionen wußte sie noch nicht, daß wir Brillen tragen würden, aber siehe, wo sie die Ohren so praktisch angebracht hat! Doch meistens ist ja das unbewaffnete Auge viel entwaffnender als das verglaste. Nur eine Sorte von Sehmaschinen-Benutzern ließe sich so nicht provozieren, weil sie für ihr Selbstverständnis keine Brille und für ihre Brillen keine Ohren braucht. Ihr Brillenträger ist allein die Nase, die sie in den Fahrtwind halten: Rennfahrer sind's und —höher, schneller, weiter — die Flieger. Sie gäben viel für diese Fliegerbrille vom Flohmarkt, weil sie allesamt davon schwärmen, mit dieser unverkennbaren, gummigefaßten, vom Gummiband gehaltenen Brille mal offen zu fliegen. Brigitte Scherer fragt sich und uns in diesem Heft, ob das Fliegen früher schöner war. Als Nachgeborene mit übergroßem Brillen-Repertoire hat sie gut reden, denn eines ist sicher: Nur durch die Brille der Erfahrung sieht man wirklich klar.

Udo Pini

Heft Nr. 107 / vom 19 März 1982

Seitenanzahl: 39 Seite

FAM-DE.1982.nr.107

Eigenschaften von diesem Artikel

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