Frankfurter Allgemeine Magazin Heft 129 / Aug. 1982 - Brille
Titelbild: Befremdender Augenblick, wenn Augen und Blicke unvermittelt an Grenzen stoßen. Irritierender als das nackte Auge kann das bebrillte sein
Original Inhaltsbeschreibung:
- Über Leute
- Hans unter der Kuppel: Ein Berliner in Paris: Wilfried Wiegand, Fotos Andrej Reiser
- Waren-Welt: Feuerzeuge: Horst-Dieter Ebert
- Schau mich bitte nicht so an: Udo Pini
- Wie Brillen ins Auge fallen: Fotos Detlef Odenhausen
- Fragebogen: Günter Kunert
- Vom Genießen: Gargantua im Gebirge: Dietmar Polaczek, Illustration Hans Hillmann
- Kalender der Woche
- Schach: Roswin Finkenzeller
- Matchbox: Kreuzwort, Gurkenstein, Streichholzspiel
- Titel
Der Faun im Schlafzimmer oder Wie Herr Hans zu einem Picasso kam
„Die Malerei ist nicht erfunden, Wohnungen auszuschmücken!” sagte Picasso. Aber was tat er? Er malte für Jacqueline im Chateau von Vauvernargues, wohin man 1959 aus der Villa Californie westwärts in den rauheren Teil der Provence umgezogen war, das Badezimmer aus: Auf dem Wannenrand sitzt Gott Pan und bläst die Flöte. Ähnliche und andere Figuren des Meisters schmücken in ungezählten Reproduktionen die Wohnungen der Zeitgenossen. Nach Dürer hat gewiß kein anderer so viel für das schönere Wohnzimmer getan wie Picasso. Da sind ja nicht nur die eckigen Damen von Avignon, sondern auch das Kind mit Taube, Maler und Modell, traurige Harlekine, der leidende Minotaurus und bei Gelegenheit allerlei freundliche Faune. Der Faun freilich gehört ins Schlafzimmer, denn Faunus, dem griechischen Pan verwandt, ist eine altitalische Gottheit der Fruchtbarkeit, gelegentlich Inuus, Bespringer, genannt. Auch dieser Faun, 1964 mit dem Filzstift auf den Teller geworfen, schmückt nun ein Schlafgemach, obwohl nicht eigentlich der Beschützer der Herden gemeint war, der das Vieh vermehren half, sondern hier zugleich ein Porträt von Picassos Gegenüber in dem Pariser Lokal La Coupole angedeutet wurde. Wer damals am Tisch saß und wer den Teller heute in Ehren hält, erzählt Wilfried Wiegand in der Geschichte von dem Herrn Hans.
Johannes Roth
Heft Nr. 129 in der 33. Woche vom 20 August 1982
Seitenanzahl: 31 Seiten
Sprache: Deutsch
Eigenschaften von diesem Artikel
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- 1982
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