Frankfurter Allgemeine Magazin Heft 112 / April 1982 - Johnny
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Frankfurter Allgemeine Magazin Heft 112 / April 1982 - Johnny

Titelbild: Ein Bild von einem Mann, aber beileibe keines beliebigen Manns Bild. Nur einer, der so aussah, war ausersehen, das Handtuch, fünf Goldmedaillen und siebenundsechzig Ehrungen für verbesserte Weltrekorde an den Nagel zu hängen und in den Dschungel von Hollywood einzutauchen. Johnny Weissmüller, das Schwimmidol der Zwanziger Jahre. - wurde fortan auf der Leinwand Saubermann einer inszenierten Wildnis: Er war Tarzan. Sein Urwald-Ruf war nicht nur damals der letzte Schrei -um ihn selbst freilich ist längst still geworden

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Original Inhaltsbeschreibung:

  • Über Leute
  • Zweiunddreißigste Fortsetzung des Notizbuchs: Johannes Gross
  • Der Mann, der Tarzan war: Michael Schwarze
  • Johnny Weissmueller: Fotos Cecil Beaton,Joel Riernan
  • Tonnenschwer, doch leichtfüßig: Ute Diehl
  • Die Pferde von San Marco: Fotos Ralf Schultheiß
  • Garten: Kräuter: Nikolas Benckiser
  • Kalender der Woche
  • Fragebogen: Walter Jens
  • Schach: Roswin Finkenzeller
  • Matchbox: Gurkenstein
  • Matchbox: Kreuzwort, Ortstermin, Streichholzspiel
  • Titel

Herr unter Herrentieren oder Klappe zu, Affe mundtot

Cicero war wohl vom wilden Affen gebissen, als er das Wort flügelte, der Affe sei zwar das allerhäßlichste, aber dennoch uns ähnlichste Wesen, So reden wir heute nicht mehr über Affen, denen bloß etwas darwinistische Entwicklungshilfe fehlte, um heute wie wir Bananen im Supermarkt kaufen zu können. Lange genug waren die Herrentiere wenigstens da, wo sie nicht auf die Palme gehen konnten, Spottobjekte sondersgleichen, weil ihresgleichen an die Kette von Schaustellern, Drehorglern und Gastwirten gelegt wurde. Da wurde wohl mancher, der's neckisch meinte, vom zahmen Affen gebissen und machte jammernd einen Affen aus sich. Es sei denn, der Wirt gab zum Trost einen oder mehr aus, bis er den Geschundenen mit einem eigenen Affen nach Hause schicken konnte, jenem, mit dem man morgens unverhofft aufwacht. So weit gehen die Bilder! Eine Affenschande, wie wir mit den Anthropoiden lange Zeit umsprangen. Da hatten die, die sich in Fernost über ihn hinausentwickelten, mehr Ehrfurcht, nannten ihn Berggottheit und ernannten drei von ihnen zu Himmelsboten, die, um nichts Böses über die Menschen berichten zu müssen, sich Augen, Ohren, Mund zuhalten. Daher auch der alte Spruch: Klappe zu, Affe mundtot. Da sollte so mancher, der falsch Zeugnis redet gegen den Nächsten, Nächstbesten oder die Konkurrenz, bes-ser einen Affen im Sinne des Koschin-Festes aus sich machen und die hohle Hand lieber ganz vor den Mund nehmen. Am besten nimmt man sie so zu Herzen, wie dieser plüschige Kerl, der zeigen will, daß er links das Herz auf dem rechten Fleck hat — wie jener Mensch, den seine äffischen Vorfahren großzogen wie anderswo Wölfe die Findelkinder. Jenen lausten und liebten die Affen wie ihresgleichen, und mit ihrer Hilfe wurde er wahrer Herr unter den Herrentieren. Tarzan. Als erst mal der Deutsch-Amerikaner Johnny Weissmüller im Lendenschurz den Hordenschrei ausstieß, ver-breitete sich der Mythos vom un-besiegbaren, unverdorbenen Weißen im Dschungel mit affenartiger Geschwindigkeit. Aus Hollywoods Traum-Fabrik zurück in den heilen Ur-Wald — damit konnte man in schlechteren Zeiten seinem inneren Affen Zucker geben.

Udo Pini

Heft Nr. 112 vom 23 April 1982

Seitenanzahl: 23 Seiten

Sprache: Deutsch

FAM-DE.1982.nr.112

Eigenschaften von diesem Artikel

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