Der Spiegel Nr.16 / 13 April 1981 - Zwangsernährung
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Titelbild: RAF-Hungerstreik: Zwangsernährung - Rettung oder Folter
Original Inhaltsbeschreibung:
In diesem Heft:
- Schmidts neue Opposition: Erstmals seit den sechziger Jahren formieren sich in der Bundesrepublik Gegner der Atombewaffnung zur breiten Opposition. "Die wird stärker, als die grüne ,Bewegung war", schwant SPD-Fraktionsvize Ehmke. In seiner Partei kommt Kanzler Schmidt in Beweisnot, den Genossen noch mehr Aufrüstung als Voraussetzung zur nuklearen Abschreckung näherzubringen. Gerät über die Nato-Nachrüstung die Koalition ins Wanken?
- Panzer gehamstert: Zwei Wochen vor dem Besuch von Helmut Schmidt in Riad erwecken die Saudis den Eindruck als sei ihnen die Lieferung des Kampfpanzers Leopard 2 vorerst nicht mehr so wichtig. Ohnehin sind die Araber mit Tanks für die nächsten Jahre eingedeckt: Ihre Panzerbrigaden stecken in Personalnot.
- Fernwärme: Heizkosten halbiert: Mit der Abwärme von Industrie und Kraftwerken heizen die Deutschen meist Flüsse und Luft auf. Dabei könnte die Hälfte der Wohnungen, so meinen Fachleute, durch Fernwärme temperiert werden. Ein weiterer Vorteil: Um grob gerechnet 18 Milliarden Mark ließe sich die Ölrechnung vermindern. Den Verbrauchern brächte die Fernwärme auch nur Gutes. In Flensburg, wo 90 Prozent der Stadt mit der Abwärme eines Kraftwerks versorgt werden, bezahlen Kunden nur halb so hohe Heizkosten wie ÖI- und Gasbenutzer.
- Mitterrand - ein Phönix?: Er ließ sich die Eckzähne abschleifen und gewöhnte sich das nervöse Blinzeln ab - "wie ein Phönix wiederaufer standen", so sein Biograph. Auch im Auftreten anders als zuvor, gemäßigt, gelassen und großzügig, kämpft der Sozialist um die Präsidentschaft. Doch Erfolg erscheint nur dann möglich, wenn die Franzosen seinem Gegenspieler Valery Giscard d'Estaing eine Lehre erteilen wollen.
- SPIEGEL-Gespräch mit Brzezinski: Von den Deutschen erwartet er Flotten-Hilfe im Persischen Golf, die Sowjets, die er lediglich militärisch für stark hält, warnt er vor einer lntervention in Polen: "Das wäre eine Bedrohung für den Frieden." In einem SPIEGEL-Gespräch behauptet Zbigniew Brzezinski, bis zum Januar noch Sicherheitsberater und heimlicher Außenminister Jimmy Carters, dessen Regierung habe "ein sehr klares strategisches Konzept" gehabt, sei aber von den Verbündeten im Stich gelassen worden. Kritik übt "Zbig" an Reagans Außenpolitik: "Amerika könnte in die Isolation geraten."
- Nervosität wegen Polen-Schulden: Ganz diskret würden die westlichen Banker am liebsten den Krisen-Fall Polen behandeln. Denn die Zahlungsunfähigkeit des Ostblocklands bedroht das feinnervige Netz des westlichen Banken-Systems: 460 Banken, darunter fast zwei Dutzend deutsche Kreditinstitute, sind Gläubiger der Polen - nicht bei allen ist sicher, daß sie stillhalten.
- Abschied vom Proletariat: Linke nennen ihn nun einen Tempelschänder, seine Streitschrift "Abschied von Proletariat" wurde zum Kultbuch von Uni-Seminaren: Der in Wien geborene Wahlfranzose Andre Gorz, einst Theoretiker des Pariser Mai 68, ist aus der "Sankt Marx"-Kirche ausgetreten.
- Ist Homosexualität angeboren?: Werden Männer zu Homosexuellen, weil sie eine dominierende Mutter und einen schwachen Vater haben? Wird ihre Triebrichtung durch verführerische Erlebnisse in der Pubertät bestimmt? Eine großangelegte Studie am Kinsey-Institut, bei der fast 1000 männliche und weibliche Homosexuelle befragt wurden, spricht gegen diese herkömmlichen Theorien. Fazit der Untersuchung: Homosexualität entsteht weitgehend unabhängig von Umweltfaktoren; die Anlage dazu ist in der Persönlichkeit "tief eingewurzelt". Vielleicht wird sie sogar, wie zum Beispiel der Ost-Berliner Hormonforscher Günter Dörner annimmt, schon im Mutterleib programmiert durch eine Störung im Hormonhaushalt.
- Erfolg und Gefahren der Alkoholautos: Die brasilianischen Alkoholautos, das größte alternative Energieprojekt der Welt, helfen vor allem der Autoindustrie und den Zuckermillionären. Riesige Zuckerrohrplantagen für den Alkoholkraftstoff verdrängen Kleinbauern, vernichten Reis und Bohnen und zerstören die Umwelt.
Seitenanzahl: 278 Seiten
Sprache: Deutsch
Gewicht: 466 Gramm
DS-DE.1981.nr.16
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