Der Spiegel Nr.1 / 1 Januar 1973 - Die Täter werden immer jünger
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Titelbild: Die Täter werden immer jünger - Spiegel-Serie über Jugendkriminalität
Original Inhaltsbeschreibung:
In diesem Heft:
- Die Vision der Liberalen: Über den Wahlerfolg vom 19. November sind die Liberalen ins Träumen geraten: Zwischen einer vom linken Flügel bedrängten SPD und einer nach rechts abdriftenden CDU/CSU wollen ihre Spitzen-Visionäre Scheel, Genscher und Flach die FDP als ideologiefreie Reformpartei mit mehr als 20 Prozent Wählerstimmen ansiedeln. Als liberaler Chefreformator wurde Innenminister Genscher ausersehen. Er soll sich bis 1976 als Umweltschützer, Medienpolitiker und Beamtenfreund profilieren. Der konservative Flügelmann der FDP erhofft sich von einem neuen Image freilich auch persönlichen Gewinn: Er will seine Chancen auf den Parteivorsitz wahren.
- Der Nachwuchs fehlt: Die Bundesrepublik ist, gleich nach dem Zwergstaat Monaco, Europas geburtenärmstes Land geworden. 1972 starben erstmals mehr Menschen, als geboren wurden. Am stärksten ist der Geburtenrückgang dort, wo es einst an Nachwuchs nie mangelte: in katholischen Gegenden.
- Platzt der Hahn-Prozeß?: Einer der letzten großen NS-Prozesse - gegen den früheren SD-Chef in Warschau, Ludwig Hahn - droht zu platzen; der 64jährige Angeklagte, scheint bald verhandlungsunfähig. Polens oberster NS-Verfolger zum SPIEGEL: "Bei den Verfahren gegen die kleinen Mörder kann man nichts Negatives über die westdeutsche Justiz sagen. Aber bei Massenmord dauern die Ermittlungen ein Jahrzehnt - das verstehe, ich nicht."
- Nixons Schatten über Hanoiund Managua: US-Flugzeuge lindern die Not - in Managua. US-Flugzeuge bringen aber auch den Tod in Hanoi. Nixons jähe Hilfe wird. "durch die Farbe geronnenen Blutes verdunkelt". Amerika versuchte, Vietnam zu verdrängen - und verlor so viele Flugzeuge wie nie zuvor.
- Sowjet-Union: Verlieren Russen die Mehrheit?: In Kasachstan und Lettland wurden Funktionäre wegen "nationaler Engstirnigkeit" gerügt; in Litauen stürmten Jugendliche gegen die Parteizentrale; in Georgien und Aserbaidschan steht die lokale Parteiorganisation neuerdings unter Kuratel moskauhöriger Geheimpolizisten: überall im Vielvölkerstaat Sowjet-Union begehren die, Nationalitäten gegen die Vorherrschaft der Russen auf. Der Tag ist absehbar, an dem die Russen in ihrem Imperium die Mehrheit verlieren.
- Revolution in Bildern: Als 1848 die königlichen Truppen in Berlin vor Barrikadenkämpfern zurückwichen, hatte auch die Kunst gesiegt - eine, "Tendenzmalerei" nämlich, die nach dem Urteil von Friedrich Engels "wirksamer für den Sozialismus als hundert Flugschriften" agitierte. Diese Bilder schilderten die Ausbeutung der schlesischen Weber und den stolzen Jammer eingekerkerter Demokraten. Industrie-Motive beschworen aber auch eine bessere Zukunft. Satirische Blätter wie der "Kladderadatsch" bespöttelten die" Reaction". Jetzt wird die" Kunst der bürgerlichen Revolution" in einer Berliner Auestellung gezeigt.
- Infarkt: Nun auch Schuldspruch für Kaffee?: Weiland in Preußen war er eine Delikatesse nur für die, Reichen. Mittlerweile ist der Kaffee - Helfer gegen Müdigkeit, Kater und Gedankenträgheit - zu einer Art zweitem Nationalgetränk geworden. Nun kommt aus Amerika, dem kaffeefreudigsten westlichen Land, der Verdacht, daß auch der beliebte Wachmacher das Herzinfarktrisiko erhöht - und das schon bei täglich einer Tasse.
- Konjunktur 73: Besser als ihr Ruf: Obwohl beamtete Konjunktur-Fachleute besonders konsum nahen Industriezweigen wie, dem Automobilbau und der Chemie ein gutes Jahr 1973 voraussagen, verströmen Banken, Unternehmerverbände und Konzernchefs nur gedämpften Optimismus: Ein allzu strahlendes Konjunkturbild würde ihre Position bei künftigen Lohnverhandlungen schwächen.
- Alkoholkonsum der Deutschen: Die Weltmeister im Biertrinken (jährlicher Pro-Kopf-Verbrauch: 144 liter) würden lieber Wein, Sekt oder Whisky trinken, wenn sie es sich leisten könnten. Diese und ähnliche Erkenntnisse stehen in einer größtenteils von der Bundesregierung finanzierten "medizin-soziologisehen" Untersuchung über das Trinkverhalten der Deutschen. "Die Euphorie des Rausches", so fand das Marktforscher Team weiter heraus, wird von jenen Bundesbürgern am wenigsten geschätzt, die ihren "Glauben durch regelmäßigen Biertrinker Kirchgang dokumentieren".
- Autos gegen Schuhe: Europas Konzerne handeln wie die ersten Menschen: Ware gegen Ware. Sie erfinden immer neue Tricks, um ihre Produkte in devisenschwachen Ost- und Entwicklungsländern absetzen zu können. Fiat tauscht Busse gegen Rohöl in Syrien. Daimler-Benz bezieht Schuhe aus Uruguay - angefertigt nach eigenen Mustern - und liefert dafür Lastwagen.
1 Januar 1973
Seitenanzahl: 98 Seiten
Sprache: Deutsch
DS-DE.1973.nr.1
Eigenschaften von diesem Artikel
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