Schmiergeld-Affäre: Limbachs Praktiken: Die Schmiergeld-Affäre um die "Quick" geriet letzte Woche zur Farce. Paul Limbaeh, Bonner Korrespondent der Rechts-Illustrierten, verlor an Glaubwürdigkeit, als delikate Berufspraktiken des Journalisten bekannt wurden. Auch die überzeugungskraft des Springer-treuen Zeitschriftenverbands-Präsidenten Alfred Strothe begann zu bröckeln.
Olympia 72: Heiter und perfekt?: In München läuft der olympische Countdown - zu einer "Fehlentwicklung der Spiele", die nun auch Willi Daume erkennt. Der Spielmacher hat begriffen, daß seine Vision von Olympia 72 - "ein Brückenschlag zwischen Körperkultur und Geisteswelt" - Utopie bleibt. Während die Bayern-Metropole "heiterer Spiele" harrt, wappnet sich die DDR für einen "Klassenkampf" im Stadion. Mit weichen geheimen Wünschen und Ängsten das Publikum zuschaut, analysiert der Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter für den SPIEGEL.
Unternehmer-Aktion für die CDU: Manager des rechten Bauer-Verlags (Quick) scrgen für Unterhalt und Aktivität des "Arbeitskreises Soziale Marktwirtschaft" - eine Tarnorganisation, die der CDU mit Anzeigenaktionen (" Inflation auf sozialistisch") zu Hilfe eilt (Seite 51). "Konfrontation mit den Linken" sucht auch eine zweite Großbürger-lnitiative, die Vereinigung Hessischer Industrieller e, V., der es freilich noch an "Geld und Konzeption" fehlt.
Portugiesen foltern in Afrika: Portugals Soldaten schießen in den Dörfern der Afrika-Kolonie, Mocambique auf wehrlose Bauern, brennen ihre Hütten ab und schlachten ihr Vieh. Ein portugiesischer Missionar, der bis vor kurzem unweit der Baustelle von Cabora Bassa arbeitete, zeichnete die Greuel auf.
Streikparolen in Moskau: Der Historiker Pjotr Jakir, Wortführer regimekritischer Intellektueller in Moskau, hat ein ungewöhnliches Dokument sowjetischer Vergangenheitsbewältigung in den Westen lanciert: Erinnerungen an seine Kindheit in stalinistischen Straflagern. Stalin-Opfer Jakir sitzt heute wieder in Haft; der Geheimdienst KGB beschuldigt ihn, im Sommer dieses Jahres ein illegales Flugblatt mit Streikparolen ("Wenn wir nicht kämpfen, werden wir in Arbeitsvieh verwandelt") verfaßt zu haben, das in Moskauer Häusern verteilt worden war. Der SPIEGEL veröffentlicht Auszüge aus den Jakir-Memoiren und dem Flugblatt.
WDR startet Gegen-Olympia: Das Olympia-Angebot von ARD und ZDF bekommt Konkurrenz. Der Kölner Fernsehdirektor Werner Höfer hat 17 TV-Nationen aus aller Welt zum großen Tele-Olympia seines Dritten Programms an den Rhein gerufen. Mit der Auslese - 94 experimentelle Features, Fernsehspiele, Revuen und exotische Tanzstücke -, die der Sender für nur 600000 Mark zusammenstellte, will der WDR rund einer Million Sportmuffeln im Rhein-Ruhr-Raum einen "rigorosen Kontrast" anbieten.
Documenta: Ein beliebtes Durcheinander: Einer fuhr Mist vors Haus, manche beschmieren heimlich die Objekte, die meisten aber sind der Documenta wohlgesinnt: Eine Mehrheit von Besuchern begrüßt Subventionen für Deutschlands Groß-Ausstellung moderner Kunst. Es sind, so ermittelte eine Fragebogenaktion, überwiegend junge Leute, die SPD wählen und meinen, die Kirchen seien zu einflußreich. Auch Wohlwollende allerdings fühlen sich in der Documenta oft hilflos - die ungenügend aufgeschlüsselte Material-Ansammlung wird als ein großes "Durcheinander" registriert. Viele glauben, das Thema der Ausstellung laute: "Kunst ist überflüssig."
Japaner auf dem deutschen Farbfernseh-Markt: Zum ersten mal hat es ein japanischer Elektrokonzern gewagt, in der Bundesrepublik Farbfernseher ohne eine Pal-Lizenz von AEG-Telefunken zu verkaufen. Die mit einer sogenannten Trinitron-Röhre bestückten Apparate werden von der Sony Corporation als neuartige Konstruktion angeboten. Ziel der Marktoffensive ist die Aufhebung des Lizenzdiktats der Pal-Herren. AEG-Telefunken hat den Angriff aus Fernost inzwischen mit einer Patentklage beantwortet.
Kurprogramm für Rheinstahl: In einem Geheimpapier für den Aufsichtsrat schrieb Toni Schmücker, Vorstandsvorsitzender des dividenden losen Essener Rheinstahl-Konzerns, er werde die Möglichkeit von "vollständigen oder teilweisen Zusammenschlüssen" mit anderen Unternehmen prüfen. Zudem will der Manager die ungünstige Konzernstruktur durch Aufgabe unrentabler Zweige und Einkauf in gewinnhöffige Branchen stärken.
Handel mit falschen Golddollar: Schweizer Banken verkaufen US-Golddollar, die Fälschungen sind. Diesen Nachweis erbrachte - im Auftrag eines Mandanten - ein Hamburger Rechtsanwalt. Ein Schweizer Gericht zog die Richtigkeit der entsprechenden Dokumente gar nicht erst in Zweifel. Die Richter unterstellten damit als bewiesen, was die Geldinstitute bislang bestritten haben. Gegen keinen schweizerischen Bankangestellten wurde bislang strafrechtlich ermittelt.