Finale in Bonn: Unerwartet zurückhaltend begann Willy Brandt seinen Wahlkampf. In einer Rede sinnierte er, der erste SPD-Kanzler der Nachkriegszeit sei länger im Amt geblieben, als er selber angenommen habe. Eine Woche vor der Vertrauensfrage hatten Bonns Parteien ihre Strategie festgelegt. In einem SPIEGEL-Gespräch vermutet SPD Verteidigungsminister Leber, daß die "innere Sicherheit" das rechte Thema sei. CDU-Schatzmeister Kiep behauptet in einem SPIEGEL-Interview, der CDU-Wahlkampf werde "von den breiten Schichten unseres Volkes" finanziert. In dieser Woche werden sich Koalition und Opposition noch einmal im Plenarsaal befehden: Die Rentenreform ist noch immer strittig, beide Bewerber sind um das Wohlwollen der Rentner bemüht.
Fürstenfeldbruck: Absprache mangelhaft: Für die Befreiung der israelischen Olympia-Geiseln standen die Chancen laut Münchens Polizeipräsident Schreiber nur 1 :99. Aber die Ein Prozent-Chance hätte besser genutzt werden können: Die Scharfschützen waren unzureichend ausgebildet, ihre Waffen unzweckmäßig, die Zielabsprache war mangelhaft, der Einsatzplan offenbar nicht zu Ende gedacht. Statt im Ausland erprobter Psycho-Tricks und Kampfmethoden mobilisierten die Krisenstäbler "Lebenserfahrung".
Paninternational : Tödliche Schlamperei: Den Absturz eines Urlauber-Jets der mittlerweile bankrotten Charterfirma Paninternational hätten Beamte wahrscheinlich verhindern können. Luftfahrt-Bundesamt und Verkehrsministerium, so ermittelte ein Parlamentsausschuß, wußten von Schlampereien bei Paninter - dennoch verlängerten sie immer wieder die Betriebserlaubnis für die Firma.
Verstärkter Terror in Nordirland: Notfalls eine Million Menschen will die Irische Republikanische Armee für die Wiedervereinigung Irlands opfern. Das erklärte IRA-Oberbefehlshaber Sean MacStiofain in einem SPIEGEL-Interview (S. 104). In ihrem Untergrund-Kampf will die Bomben-Truppe demnächst das Vietnam erprobte Schnellfeuergewehr M-16 und drahtlos zündbare Landminen einsetzen, ihre Bomben sollen jetzt auch auf der Briten Insel detonieren.
Autos aus Gold für Volk ohne Schuhe: Ein erwachender Wirtschaftsriese, die Großmacht von morgen - überschwenglich preist Brasiliens Militärregime den Fortschritt des Entwicklungslandes. Doch den Fortschritt bezahlt das Volk: Die Mehrheit der Brasilianer ist heute ärmer als noch vor zehn Jahren.
Neue Wege zum Kinopublikum: Deutschlands Kinobesitzer erproben neue Wege zum Publikum: Die großen Filmtheater-Ketten - allein der Ufa-Aufkäufer Heinz Riech gebietet über 66 Häuser - installieren Kuschelsitze und erlauben sogar das Rauchen. Ihre Konkurrenten von den unkonventionellen Mini-Studios werben dagegen mit Oualitätsfilmen vor allem um die Jugend. Der Erfolg gibt beiden recht: Erstmals gehen wieder mehr Leute ins Kino.
Geheimes Psycho-Porträt des "Führers": Er hielt sich für den "größten Feldherrn aller Zeiten" und für den "härtesten Mann in der Geschichte" - doch das Image vom Supermann, das er sich zulegte, trug Hitler zu unrecht. In einer Fern-Analyse, die der amerikanische Freud-Schüler Walter C. Langer 1943 für den US Geheimdienst anfertigte, kam er zu dem Ergebnis: Der "Führer" sei ein Weichling gewesen, der unter Impotenz litt, Pornofilme schätzte und seine Minderwertigkeitskomplexe in der Politik abreagierte.
Kredite aus der Luft: Die Bundesbank wirft Westdeutsch lands Kreditinstituten vor, sie weichten mit Geschäftstricks die Stabilitätspolitik der Zentralbank auf: Indem sie sich gegenseitig verstärkt Kredite einräumen und an ihre Kunden weitergeben, vergrößern die Geschäftsbanken den Spielraum für Ausleihungen weit über die von der Bundesbank gezogenen Grenzen hinaus. Durch Verschärfung des Bundesbankgesetzes will Wirtschafts- und Finanzminister Helmut Schmidt den Bankern das Geschäft verleiden. Bundesbankier Otmar Emminger zu den gegenwärtigen Bankpraktiken: "Da wird die Inflation geschürt."
VW-Ersatzteile werden knapp: Volkswagenfahrer werden demnächst etwas länger auf die Reparatur ihrer Fahrzeuge warten müssen. Durch übereilte Installation eines Super-Computers droht im VW-Konzern die Ersatzteilversorgung zusammenzubrechen. Verzweifelte Händler beginnen bereits Neuwagen auszuschlachten, um Altkunden bedienen zu können. Dem Konzern drohen monatliche Umsatzeinbußen von 100 Millionen Mark.
Die Geschäfte des Sizilianers Sindona: Als erster Europäer erwarb der sizilianische Bankier Micheie Sindona die Kontrolle über eine große US-Bank, die Franklin National Bank in New York. Das Wallstreet-Establishment fürchtet, dies sei nur der Beginn einer Reihe ähnlicher Aktionen Sindonas, der als Spezialist für geheimnisvolle. Millionengeschäfte im Auftrag anonymer Geldgeber gilt. Der Sizilianer, zu dessen Kunden auch der Vatikan gehört: "Ich könnte jeden Tag 100 Millionen Dollar in den USA investieren."