Kein Zweifel am Partner: Nach Egon Bahr wird es der DDR nicht leichtfallen, den Grundvertrag mit der BRD einzuhalten. Dennoch vermutet Willy Brandts Ostunterhändler in einem SPIEGEL-Interview, die DDR werde sich vertragskonform verhalten: "Die DDR ist daran interessiert, als verläßlicher Staat zu gelten."
Wahlkampf am Rande - mit Kasperle und CDU-Polizei: In den Winkeln der Republik, wo die Wahlschlacht nur aus der Ferne zu vernehmen ist, ringen Parlamentskandidaten und Parlamentsgegner gleichermaßen - die einen um Beachtung, die anderen mit sich selbst: Während Bundestagsrivalen ihre Wähler mit Blumensträußen und Kasperletheater, umwerben (Seite 62), hadern Apo-Prominente von einst um ihr Votum; wählen wollen die meisten (Seite 60). Tritt im Land CDU-Prominenz auf den Plan, dann rückt im Troß ein Sicherungstrupp an - Polizisten am Rande der Legalität.
Schützenhilfe vom Porno-Konzern: Deutschlands größter Zeitschriften-Konzern, der Hamburger Sex-, Crime- und Kriegsbücher-Verlag Heinrich Bauer, gibt Schützenhilfe für die CDU. Zum Lohn handelte er von konservativen Unternehmerzirkeln respektable, Anzeigen-Etats für seine Porno-Blätter ein.
Nixons Sieg: Ruhe statt Reform: 61 Prozent der amerikanischen Wähler stimmten für Richard Nixon, mehr als je zuvor für einen Republikaner. Denn Nixon ersparte seinem Land zermürbende Krisen, und nach den Stürmen der Johnson-Zeit wünschen die Amerikaner keine Risiken mehr, sondern nur noch Ruhe.
Operation gegen Libyen?: Israel muß seinen Ruf wahren, es könne arabische Terroristen immer und überall treffen. Seine Militärs proben deshalb den Schlag gegen das derzeit wichtigste Refugium der Guerillas, den ölstaat Libyen.
Österreich: Kampf den Slowenen: "Seid's denn alle narrisch g'worden", rief der Kärntner Landeshauptmann Sima seinen Mitbürgern zu, die zweisprachige Ortstafeln niederrissen. Simas Appell verhallte ungehört, Kanzler Kreisky wurde angespuckt: Heimattreue Deutsch-Kärntner, die ihr Land zweimal gegen jugoslawische Annexionsabsichten verteidigten, kennen keine Toleranz, wenn es um Rechte der slowenischen Minderheit geht.
Provokation als Bühnenschau: Mit Rauchbomben, Feuerwerkskörpern, Polizeisirenen, ohrenbetäubender Rockmusik, gezielten Beleidigungen und hautnahen Aktionen geht die englische Pip-Simmons Theatertruppe nun auch gegen Zuschauer in der Bundesrepublik vor. Die in "intuitiver Ensemblearbeit" nach dem Modell amerikanischer Revoluzzer-Protokolle ("Do it! "), rassistischer Südstaatler-Unterhaltung oder des Horror-Märchens "Alice in Wonderland" entwickelten Schock-Shows sollen beim Besucher Haß und Aggressionen wecken. Doch das liberale, "überwiegend masochistische" Publikum (Simmons) genießt die Exzesse.
Nazi-Greuel im französischen Fernsehen: Für Franzosen sind die Boches noch immer Erbfeinde - zumindest im lV-Programm. Wenn ein Deutscher auf dem Bildschirm erscheint, dann meist als "Heil Hitler" schreiender Greuel-Täter. Dieses Bild verbreiten - 27 Jahre nach Kriegsende - sieben Zehntel aller Deutschland-Sendungen aus Paris. "Was wäre aus dem französischen Fernsehen geworden", fragt "Tele-7-Jours", "wenn Hitler nicht den letzten Weltkrieg ausgelöst hätte?"
Kartellamt ermittelt gegen Brauereien: Wenige Wochen vor der Bundestagswahl und zur Aufbesserung ihrer Gewinne verteuerten nord rhein-westfälische Brauereien ihr Bier um rund fünf Pfennige je Glas. Gegen die Brauer ermittelt jetzt das Kartellamt in Berlin wegen unerlaubter Preisabsprache.
CDU-Manager in Bundesunternehmen: Die bundeseigenen Unternehmen, sagen CDU/CSU-Wahlkämpfer um Franz Josef Strauß, sind mit Parteibuch-Managern und Aufsichtsräten der SPD durchsetzt. Eine Gegenrechnung jedoch zeigt, daß die CDU in den Leitständen der vom Staat kontrollierten Firmen, so etwa bei VW und Veba, ihre Bastionen halten konnte.
Konservative suspendieren Marktwirtschaft: Mit dem Versprechen, sein Land auf marktwirtschaftlichem Weg zur Stabilität zurückzuführen, hatte der Tory Heath vor gut zwei Jahren die britischen Unterhauswahlen gewonnen. Vergangene Woche mußte er zugeben, daß seine Politik gescheitert ist: Für die Dauer von zunächst 90 Tagen verordnete Premier Heath einen Lohn-, Preis- und Dividendenstopp - und setzte damit bis auf weiteres die Marktwirtschaft außer Kraft. Später soll die Inflation mit staatlichen Lohn- und Preiskontrollen eingedämmt werden. Doch schon heute bezweifeln Experten, ob mit dem Stopp die Geldentwertung aufzuhalten ist. Für die überwachung von rund einem Dutzend Millionen Preisen stehen Heath gerade 100 Beamte zur Verfügung.