Haushalt: Konfrontation geht weiter: Ähnlich wie bei den Ostverträgen möchte das Kabinett Brandt/Scheel nun auch über die Verabschiedung des Bundeshaushalts mit der Opposition sprechen. Als Friedensgeste bietet es kräftige Etatstreichunqen an. Aber die christdemokratischen Führer sind zur Konfrontation entschlossen: Durch Abstimmungssiege bei Einzeletats planen sie, den Kanzler abermals in Gefahr zu bringen. Besonders bei dem Votum über den Entwicklungshilfe-Etat des SPD-Unken Eppler muß die Koalition mit Rechtsabweichlern in eigenen Reihen rechnen.
Ausreise-Verbot für Flüchtlingskinder: Rund 1200 Kinder ehemaliger DDR-Bewohner leben gegen den Willen der Eltern in der Ost-Republik. Die Behörden lehnen fast alle Ausreiseanträge ab und verlangen - wenn die Flüchtlingskinder in Heimen wohnen - bisweilen gar Unterhaltszahlungen von den Eltern im Westen. Nachdem das Rote Kreuz und die Kirchen erfolglos für die Familien verhandelten, sollen sich jetzt die Menschenrechtskommissionen des Europarats und der Uno mit dem Ausreiseverbot befassen. West-Ost-Unterhändler hoffen, daß "diese offene Rechnung" bald "beglichen wird.
"Berlinopolis" über der Autobahn: Über der Stadtautobahn in Berlin Wilrnersdorf will der Bauunternehmer Heinz Mosch für 300 Millionen Mark ein Glanzprojekt deutschen Städtebaus verwirklichen: einen "Wohnpark" , so groß wie eine Kleinstadt, mit rund 2000 Wohnungen, 500 Meter lang, 14 Etagen und bis zu 45 Metern hoch - so etwas, schwärmte West-Berlins Bausenator Rolf Schwedler, gibt es in der ganzen Welt noch nicht".
Vietnam: Wohin treibt der Krieg?: Ein US-Militärberater wußte letzte Woche nicht mehr, ob er "im nördlichen Südvietnam oder im südlichen Nordvietnam" sei. Denn ein Drittel der südvietnamesischen Truppen waren vernichtet oder schwer angeschlagen. Eine strategische Niederlage will Amerikas Präsident indessen nicht akzeptieren.
"Pakistan ist keine Pfirsich Melba": Ein weiterer Zerfall des Staates Pakistan - der im Krieg mit Indien fast die Hälfte seines Landes verlor - sei "Wunschdenken", so Präsident Bhutto in einem SPIEGEL-Gespräch: "Pakistan ist keine Pfirsich Melba." Pakistanische Soldaten, die in Bengalen Verbrechen begingen, will der pakistanische Präsident hart bestrafen.
Western-Spezialist John Ford: In mehr als 50 Berufsjahren hat sich der US-Regisseur John Ford zum höchstdekorierten Western Spezialisten Hollywoods entwickelt. Er drehte rund 150 Filme, gewann sechs Oscars und wird für sein "volkstümliches, lyrisches, subjektives Kino" (Ford-Biograph Philippe Haudiquet) derzeit von den Cineasten mit Retrospektiven und Filmdokumentation geehrt. Die ARD zeigt jetzt erstmals sein Hauptwerk: "Der junge Mr. Lincoln".
Farbphotos in Sekunden: Photographieren, meint Edwin H. Land, Chef der US-Photofirma Polaroid, werde künftig "anders sein als je zuvor". Erfinder Land stellte eine neue elektronisch-chemische Sofortbildkamera vor - fertig entwickelte Farbphotos fallen nach 1,2 Sekunden aus dem Schlitz.
Auto-Offensive aus Fernost: Mit einer weltweiten Heuschrecken-Strategie haben die japanischen Auto-Fabriken nacheinander feste Bastionen in Ostasien. Nordamerika und in europäischen Ländern ohne eigene Auto-Produktion errichtet. Planmäßig schlossen sie dabei auch einen Ring um die europäischen Auto-Länder Frankreich, Italien und Deutschland. Jetzt fühlen sie sich stark genug für die Generaloffensive in Mitteleuropa: Allein in Deutschland sollen 1972 mindestens 400 Toyota- und Nissan-Verkaufsstellen entstehen.
Bayerns Bier-Bankier am Ziel: Im Wettstreit um den Rang des größten deutschen Bier-Herrn hat Anton Ernstberqer, Chef der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank, über den Reemtsma-Chef Rudolf Schlenker gesiegt. Der Zigaretten boß trat dem Münchner Bankier ein 25-Prozent-Paket an der Dortmunder Union-Brauerei ab. Der Bier-Banker aus Bayern kontrolliert jetzt 18 Prozent der deutschen Gerstensaft-Fertigung.
Kartell der Kleidermacher: Westdeutsch lands Wettbewerbsschützer, die vor wenigen Wochen erst mit millionenschweren Bußgeldbescheiden auf die Chemiefaserfabriken eingeschlagen haben, sind nun auch gegen die Garn-Verarbeiter angetreten. Das Bundeskartellamt ermittelt gegen Kleiderfabrikanten, die den Einzelhandel zwingen wollten, mit Handelsspannen von 100 Prozent zu kalkulieren: Unbotmäßige Händler, die sich mit weniger beschieden, sollen von den Konfektionären mit Lieferboykott bestraft worden sein.