Egon Bahr - vom BND beschattet: BND-Präsident Reinhard Gehlen ließ den Brandt-Berater Leo Bauer vom amerikanischen FBI ausforschen, erklärte den Verfassungsschützer Günther Nollau zum begrenzten Sicherheitsrisiko und setzte BND-Agenten zur Beschattung des Ostvertrags-Architekten Egon Bahr an. Das und andere Details unbekannter BND-Aktivitäten offenbarte Gehlen dem Bearbeiter der amerikanischen Ausgabe seiner Memoiren. Gehlens Enthüllungen waren bereits gesetzt, als der Ex-Präsident die Anweisung gab, die brisantesten Stellen wieder zu streichen. Der SPIEGEL veröffentlicht Einzelheiten aus den gestrichenen Passagen.
Roter Hahn in deutschen Dörfern: Durch Brandstiftungen gehen in der Bundesrepublik von Jahr zu Jahr mehr Bauernhöfe in Flammen auf, und immer größer werden die Chancen zündelnder Bauern, nicht gefaßt zu werden: Tatzeugen zum Beispiel brauchen sie auf ihren menschenleer gewordenen Höfen kaum zu fürchten, als Zündmittel verwendete Kerzen von langer Brenndauer hinterlassen keine Spuren, garantieren aber durchweg ein Alibi.
Nachgefechte in Karlsruhe: Aus dem Pfingsturlaub in einem Ferienhaus auf Sardinien mußte Verfassungsgerichtspräsident Ernst Benda per Jet eiligst nach Karlsruhe eingeflogen werden, damit die Verfassungsrichter über Anträge hartnäckiger Ostvertraqsqeqner entscheiden konnten, die Gustav Heinemanns Unterschrift unter die Ratifikationsgesetze verhindern wollten. Der Bundespräsident konnte unterschreiben, aber noch stehen Benda weitere Klagen ins Haus.
Athen: Schieß-Ermächtigung gegen Studenten: Griechenlands Obristen müssen sich neuerdings einer massiven Opposition erwehren: Studenten demonstrieren gegen ihre totale Entmündigung in Universitätsfragen. Aus dem Protest gegen Studentenfunktionäre der Junta wurde schnell ein Protest gegen das Regime. Die Regierung fürchtete eine Kettenreaktion und schlug hart zurück - mit Massenverhaftungen und Schieß-Ermächtigung für die Polizei.
Was Russen über Amerika denken: Unkompliziert und optimistisch, aber auch seelenlos und naiv - so sehen Russen die Amerikaner. Die Sowjetjugend bewundert Amerikas Technik und Organisationstalent, und wer modern sein will, findet das Vorbild USA schick. Aber die Sowjetbürqer sehen auch den Krieg in Vietnam, die Rassendiskriminierung und die Sucht nach Geld. Das Amerikabild der Russen schwankt zwischen Faszination und Abscheu, Neugier und Distanz. Sie wünschen sich mehr Information über die andere Weltmacht - und mehr Zusammenarbeit schließlich haben Amerikaner und Russen niemals einen Krieg gegene.inander geführt.
Musterstadt Moskau: Bis zur Jahrtausendwende wollen die Sowjet-Führer das 800 Jahre alte Moskau nach stadtplanerischen Idealmustern umstrukturieren. In sieben um die City gruppierten Bezirken sollen dann gleichbleibend acht Millionen Menschen nach westlichem Komfortstandard wohnen, werken und sich erholen können. Den Neubau zu finanzieren (Kosten des ersten Fünfjahresplans: mehr als 13 Milliarden Rubel), so erklärte OB Promyslow, sei "Ehrensache für das ganze Sowjetvolk".
Mittelalterliche Kunst erzielt Besucherrekord: Zwei Jahre lang haben ein Kölner Museumsdirektor und belqische Behörden - mit Hilfe großzügiger Leihgeber - 280 Kunst-Raritäten aus dem Mittelalter zusammengetragen. Die beispiellose Kollektion kostbarer Reliquien-Schreine, Madonnen-Plastiken und Heiligen-Figuren von "Rhein und Maas" hat schon jetzt, 14 Tage nach Ausstellunqsbeqinn, mehr als 25000 Besucher in die Kölner Kunsthalle gelockt.
Atlantis will durchstarten: Mit einem Sofort-Kredit bewahrte der bayrische Baulöwe Josef Schörghuber die Luftfahrtgesellschaft Atlantis im Februar vor der finanziellen Notlandung. Inzwischen hat er seinen Drei Millionen-Kredit wieder gekündigt und weitere Darlehenszusaqen zurückgenommen. Atlantis-Chef Uhlig erklärte jetzt, sein Unternehmen werde in Zukunft "unabhängig von zweifelhafter Hilfe Dritter" sein. Ein jäh aufblühendes Geschäft, so hofft der Atlantis Manager, soll dem kapitalschwachen Unternehmen bald Gewinne bringen.
Unternehmer werben gegen links: Der jungen Bundesrepublik drohen die gleichen Gefahren, an denen das alte Rom zerbrach, rief der Arbeitgeber-Geschäftsführer Eichler seinen Freunden zu. Unternehmer und Industriemanager wollen in einer großangelegten Kampagne für die Marktwirtschaft werben und vor linkem Extremismus warnen. Uneinigkeit herrscht noch unter den Industriellen, ob die Aktion auch gegen die Bonner Koalition gezielt sein soll.
EWG: Damm gegen Japans Exportflut?: Japanische Waren (Autos, Farbfernseher, Kameras) erobern Europas Märkte. Jetzt sinnt die EWG auf Abwehr. Ein Handelsvertrag mit einer Klausel gegen allzu zügellose Exportlust scll die Konkurrenten bremsen. Doch die Japaner taktieren auf Zeitgewinn. EWG-Kommissar Dahrendorf nach Gesprächen in Tokio: "Merkwürdiges Schattenboxen."