Der Spiegel Nr.32 / 31 Juli 1967 - Schröders Kampf gegen den Kanzler
Titelbild: Schröders Kampf gegen den Kanzler
Original Inhaltsbeschreibung:
- TITELGESCHICHTE Schröder
- Der militärische Mitarbeiter des SPIEGEL, Oberst a. D. Carl-Gideon von Claer, über dos Konzept der Bundeswehr
- SPIEGEL-GESPRÄCH Mit dem Intendanten des Zweiten Deutschen, Fernsehens, Professor Dr. Holzamer
- RUDOLF AUGSTEIN Die Revolution und ihr ABC
- BONN FDP-Vorsitz
- AFFÄREN:
Gerstenmaier 1
Gerstenmaier 2
Arrabal - UNTERNEHMEN
- ABGEORDNETE
- AUTOMOBILE
- ZEITGESCHICHTE
- SCHULEN
- INDUSTRIE:
Weltraum Photos
Deutsche Kamera Augen im Weltall - GESELLSCHAFT:
Wohnwagen
Haustiere - SERIE Mary McCarthy über Amerikas Krieg in Vietnam
- STAATSBESUCHE:
De Gaulle Reise
Schah-Reise - OTTO KÖHLER Verwandte Züge
- PETER BRÜGGE Bei der Fürstenhochzeit in Liechtenstein
- BÜCHER Günter Herburger über Enzensbergers Kursbuch 9
Spiegel-Verlag/Hausmitteilung vom Datum: 20. März 1967 - Betr.: Profanes
Wenn Strauss oder Ziesel ihr Mütchen am SPIEGEL kühlen wollten - nie kehrst du wieder, goldne Zeit -, dann beantragten sie nach österreichischem Presserecht "Verfall und Unbrauchbarmachung" des SPIEGEL in österreich. Insgesamt fünfmal haben beide zusammen, dreimal auch Österreicher auf diese Weise den SPIEGEL (Österreich Auflage zur Zeit 37800 Exemplare) aus dem Verkehr ziehen lassen. Vorletzte Woche lernten die SPIEGEL-Juristen eine neue österreichische Rechtspraxis kennen: Das Landesgericht Innsbruck liess SPIEGEL 30/1967 beschlagnahmen, weil durch das darin veröffentlichte Interview des Südtirol Radikalisten Dr. Norbert Burger gegen Sprengstoff-Bestimmungen von 1885 verstossen worden sei. Sprengstoff-Attentate im italienischen Südtirol seien "heute notwendiger denn je", hatte Burger
gesagt, und es müssten "so viele Bomben krachen-, dass sich ganz Europa über den Krisenherd an der Etsch beunruhige. Wer in österreich die Gefährdung von Eigentum, Gesundheit und Leben durch Sprengstoff Dr. Burger "anpreist oder zu rechtfertigen versucht" , kommt fünf bis zehn Jahre, unter Umständen bis zu 20 Jahren in den Kerker, und Norbert Burger sitzt denn auch mittlerweile in U-Haft. Allerdings, zuletzt im Mai hatte er einer Freispruch von gleichen und schwereren Delikten hinter sich gebracht. Die Geschworenen in Linz verneinten strafwürdige Schuld an Dr. Cyrus den unbestrittenen Taten wegen übergesetzlichen Notstands in Südtirol, Burger und die Mitangeklagten sangen in der Anklagebank stehend "Zu Mantua in Banden". Durch den neuerlichen Haftbefehl hat Österreich eine Vorleistung erbracht, die Italien in der Frage der österreichischen EWG-Assoziierung nachgiebiger machen könnte. In Bonn sprach nach dem Interview ein italienischer Gesandter bei der politischen Abteilung des AA vor, doch ist sich die Botschaft - so die Neue Zürcher Zeitung - "klar, dass das Auswärtige Amt keinen Einfluss auf das Erscheinen oder Nichterscheinen derartiger Berichte nehmen
könne". Derweilen prüften die österreichischen Juristen, welches nun eigentlich die Rechtsgrundlage der SPIEGEL-Beschlagnahme ist, Sprengstoff Anpreisung wird schliesslich dem Interviewten Burger, nicht der Interviewerin und Wiener
SPIEGEL-Korrespondent in Dr Inge Cyrus vorgeworfen. Burgers Anwalt hat sich zunächst einmal auf "falschen Gesamteindruck" des Interviews' durch "Abweichung vom vereinbarten Text" zurückziehen wollen. Inge Cyrus ist jedoch gern bereit, noch etwas wörtlich protokollierte Sprengstoff-Philosophie nachzuschieben, zum Beispiel: (Frage) " ... auch wenn die Attentate Menschenleben kosten?"(Antwort) "Ja, auch dann, Jedes Attentat bringt die Gefahr mit sich, dass durch Unfall etwas passiert. Diese Gefahr muss man in Kauf nehmen."
31 Juli 1967
Seitenanzahl: 98 Seiten
Sprache: Deutsch
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