Der Spiegel Nr.8 / 13 Februar 1967 - Bauern gegen Bonn
Titelbild: Bauern gegen Bonn - Führer der grünen Front: Rehwinkel
Original Inhaltsbeschreibung:
Spiegel-Verlag/Hausmitteilung vom Datum: 13. Februar 1967 - Betr.: Lemuren
Nach dem Jahresende, wenn die Zeit der Inventuren und Bilanzen gekommen ist, wird auch in der Leserbrief Abteilung des SPIEGEL Inventur und Bilanz gemacht. Resultat: 26115 Zuschriften wurden 1966 registriert, durchschnittlich mehr als 500 pro SPIEGEL-Ausgabe und 859 mehr als im Vorjahr, obwohl seit 1966 die Leserbriefe teilweise nicht mehr individuell, sondern mit Standardtexten beantwortet werden. Es ist freilich die Wahrheit , wenn es im Standardbrief heisst: "Jeder
Leserbrief gelangt dem Herausgeber und der Redaktion zur Kenntnis", wöchentlich wird in einem internen "Leserbrief-Spiegel" der Inhalt aller Zuschriften zu SPIEGEL-Beiträgen allen Redakteuren mitgeteilt. Die beiden Einzelbeiträge mit der grössten Resonanz hatten 1966 das gleiche Thema: Es waren die NPD-TiteIgeschichten in Nr. 15 und Nr. 49/1966. Beide zusammen allerdings erreichten nicht die Zahl von 554 Briefen, die zu der Serie "Jesus - König der Juden?" von Joel Carmichael eingingen. Nächst den NPD-Titelgeschichten folgten als Einzelbeiträge mit je 200 bis 100 Briefen der Notstands-Titel von Rudolf Augstein, die Titelgeschichte "Sex in Deutschland", der Starfighter-Titel, die "Beobachtungen in der Bundesrepublik und in der DDR" des Israeli Amos Elon, die Titel über die Generäle der Bundeswehr und über die Gammler" ein Bericht des Oberschülers Rainer Wagner über Gegendemonstrationen beim Bonner Vertriebenen-Protest und der Titel über Touristik , 200 bis 100 Leser schrieben auch auf die Serien "Jesus und die Kirchen" von SPIEGEL-Redakteur Werner Harenberg und "Die Reichen in Deutschland" von SPIEGELRedakteur Peter Brügge sowie auf die Jaspers-, die "Mein Kampf"- und die "Dr. X"-Serie, doch nur die Serie "Der Orden unter dem Totenkopf" von SPIEGEL-Redakteur Heinz Höhne (295 Briefe) erreichte die Resonanz auf die Einzelbeiträge über NPD und Notstand und auf die Berichterstattung über die Regierungskrise in den Ausgaben Nr. 48 bis 50/1966. Nicht minderpolitisch ist das Faktum, dass Thema der beiden nicht durch Titelbilder oder Autorennamen hervorgehobenen resonanzstärksten News-Storys die unbewältigte Vergangenheit war: Es ging um die Kollaboration in den von der Wehrmacht besetzten Ländern (71 Briefe) und um einen Fall von Antisemitismus (gleichfalls 71 Briefe) • Noch immer geben die Lemuren der deutschen Leserseele keine Ruhe. Auf den Sport , auchdieseinpolitisches Faktum, schrieben trotz Fussball-Weltmeisterschaft im ganzen Jahr
nur 77 Leser, hingegen replizierten 613 Leser auf veröffentlichte Briefe anderer Leser. Die Einführung der Standardantworten , notabene, hat nichts mit Rationalisierung zu tun, sondern ihren Grund darin, dass Redakteure nie der Ansicht sind, der Leserpost-Korrespondent habe ihre Beiträge richtig interpretiert. Den Vorschlag aber, die Redakteure sollten ihre sechsundzwanzigtausend Briefe selbst beantworten, könnte nur jemand machen, der Redakteure nicht kennt!
13 Februar 1967
Seitenanzahl: 118 Seiten
Sprache: Deutsch
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