Der Spiegel Nr.38 / 11 September 1967 - Swetlana
Titelbild: Die Memorien der Stalin Tochter Swetlana
Original Inhaltsbeschreibung:
- Die Memoiren der Swetlana Allilujewa
- SPIEGEL-GESPRÄCH Mit Bundeskanzler Kiesinger über das Regieren in der Großen Koalition
- RUDOLF AUGSTEIN Die drei Scharfrichter
- BONN
FDP-Vorsitz
Koalition - BUNDESWEHR
Schützenponzer
Abschied vom Bürger in Uniform - GERHARD MAUZ Zum Tod der Ilse Koch
- SERIE Mission in Moskau
- INTERVIEW Mit Dipl.-Ing. Ferdinand Brandner, Chefkonstrukteur im ägyptischen Flugzeugbau
- CHINA Revolution nach Ladenschluß
- PETER BRüGGE Mit de Gaulle in Polen
Spiegel-Verlag/Hausmitteilung vom Datum: 11. September 1967 - Betr.: Fehlanzeige
Was soll der SPIEGEL-Leser davon halten?, fragt einer von ihnen, Gerd Enkirch aus Siegburg; ein anderer, Eberhard Jennerjahn aus Rheinhausen: Was soll das, was heisst das, wie kommt das? SPIEGEL Leser Günter Petczelies aus Meppen traut seinen Augen kaum; Gerhard Buck aus Stuttgart bekam einen Schreck; und den Leser A. Brauer aus Hamburg traf fast der Schlag. Leser Werner Steinberg, Rastede, schreibt: So schlecht, wie in der vergangenen Nacht, habe ich seit 1945 nicht mehr geschlafen; Klaus Peter Herndl aus Wien weiss, ... der SPIEGEL ist an die unchristliche CDU verkauft; Johannes Ributsch aus Dülken würde es, nach allem, nicht wundern, wenn demnächst im SPIEGEL-Impressum Pater Leppich, Lou van Burg und Franz-Josef Strauss auftauchen würden, und Holger Hübner aus Jerusalem schmeichelt: Bitte, bitte, lass es einen ganzseitigen Druckfehler sein. Etwas mehr als - bis jetzt - fünfzig SPIEGEL Leser formulierten ihre Verwunderung oder sogar ihren Protest, weil im SPIEGEL Anzeigen der Bild Zeitung veröffentlicht worden sind, so Eric Banter aus London: Weiss ihre redaktionelle Rechte wirklich nicht, was ihre Inseraten-Linke tut? Mark R. Wicclair aus New York, natürlich, kann sich nur auf amerikanisch äussern: good grief, zu deutsch, sagen wir, heiliger Strohsack. Um in der frommen Bildersprache Zu bleiben: Ich gönne ihnen den Judaq-Lohn, schreibt Leserin Natalie Gassner aus Hamburg, Na, na, gnädige Frau, so heftig wird es nicht zugehen, eher sollte der etwas kryptische Ratschlag der Leserin Karin Flaake aus Frankfurt befolgt werden: Ein Kanarienvogel für ein einsames Berliner Mütterlein macht alles wieder gut. Im Ernst, endlich: Nie und nirgendwo in der Welt wird etwas dadurch besser, dass die Veröffentlichung einer Äusserung, einer Information, auch einer Selbstdarstellung unterdrückt wird. Das gilt ebenso wie der verlegerische Standesgrundsatz (so Presserechtler Löffler), Anzeigen und Text streng zu trennen. SPIEGEL-Leser Reinhard Hamel aus Alten-Buseck wird sich also noch oft wahrlich hin und hergerissen fühlen, wenn er merkt, dass Produkte - wie die Bild-Zeitung - im SPIEGEL scharf kritisiert werden, in dem sie gleichwohl inserieren. Der SPIEGEL hat zu Recht moniert, als Blätter des Verlagskonzerns Springer sich weigerten, Anzeigen etwa des SPIEGEL (über die Weltkrieg-Serie der Amerikanerin Tuchman), des Stern über eine Vorstadtsiedlung, der Moskauer Iswestija mit Parteitags-Informationen zu veröffentlichen. Die Pressefreiheit, so entschied am 4. April 1967 das Bundesverfassungsgericht, umfasst auch den Anzeigenteil. Und, mit noch tieferem Ernst vorgetragen: Ist es nicht eine echte Information, aus den Bild-Inseraten zu erfahren, dass sich Aussenminister Brandt über die Begegnung mit dem, Bild-Leserinnen-Parlament gefreut, dass, Monsignore Paul Adenauer zufolge, Bild den Bemühungen um eine moderne Eheberatung sehr genützt, ja dass, Familienminister Heck, Bild sogar entscheidend dazu beigetragen habe, den Familiensinn zu fördern?
11 September 1967
Seitenanzahl: 182 Seiten
Sprache: Deutsch
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