Der Spiegel Nr.51 / 12 Dezember 1966 - Höhere Steuern
Titelbild: Höhere Steuern
Original Inhaltsbeschreibung:
Spiegel-Verlag/Hausmitteilung vom Datum: 12. Dezember 1966 - Betr.: SPIEGEL-Bild
Von jeher haben sich die Maler vom Spiegel verlocken, ja faszinieren lassen, seit Leonardo da Vinci ("Der Spiegel ist unser Lehrmeister"). Sogar das Deutsche Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL hat seinen bedeutenden künstlerischen Verewiger gefunden (freilich handelt es sich nicht um den Blick aus einem Rudolf Augstein-Hochhaus auf die Oder-Neisse-Grenze). Karl Schmidt-Rottluff (bürgerlich: Karl Schmidt aus dem Dorf Rottluff in der Nähe des damals so genannten
Chemnitz), Mitbegründer und Namenserfinder einer der beiden deutschen Künstlervereinigungen, die Kunstgeschichte gemacht haben, der "Brücke", hat mit Wasserfarben und Kreide im Frühjahr 1963 seinen Arbeitsplatz gemalt, mit Palette und Krug, Schinken und Schnapsflasche (Steinhäger?) und, in der rechten Ecke, einem Exemplar des SPIEGEL. Sogar das unaussprechlich-spezielle Rot der Umschlagseite, verkaufspsychologisch eher zu begründen als vor Malerblicken, hat der damals 79jährige Schmidt-Rottluff pörträtgenau gerieben. Ein SPIEGEL-Leser gab im Herbst einen Hinweis auf die
Existenz des Bildes, und nach einigem Hin und Her ist nun der .Erwerb für die SPIEGEL-Galerie gelungen, die Schmidl-Rottluffs SPIEGEL über die Wände der hundert Dienstzimmer verteilt ist (und nicht mit der Kölner Galerie Der Spiegel verwechselt werden möchte), gefüllt immerhin schon mit Toulouse-Lautrec und allerhand Picasso, mit Dali, Miro, Vedova, Camaro, Dierkes, Bellmer, Mac Zimmermann und viel Janssen, mit Bruno Bruni, der eben ein Lichtwark-Stipendium bekam, mit frühen Wachsmuths, die abstrakt und unverkäuflich waren, und späten Wachsmuths, die als SPIEGEL-Titel guten Absatz finden. Den Malern haben SPIEGEL-Titel oft für ihre Collagen gedient (auch davon sind Proben im Haus). Ebensogern haben sie sich Strauss vorgenommen, in einem Vorraum des SPIEGEL-Verlags hängt er gleich zweimal: aus
Insignien wie Starfighter , Boxkampf und Nixe montiert von dem Spanier Ruzafa, der 1965 in der Godesberger Redoute 45 deutsche Politiker in Tusche ausstellte, und surrealistisch' porträtiert von Siegfried Klapper, der das Bild in millimeterkleinen Schriftreihen mit einer Schmährede eingerahmt hat ("Er aber darf herrschen") . Im gleichen Raum hängt das ölbild "Typ Schlachter 1960", das dem jugendlichen Urheber Jens Heino Johannsen eine Strafanzeige von Strauss, dem Verbrecheralbum ein Photo des Malers einbrachte (Freispruch 1961, SPIEGEL 50/1961) • Dort endete auch das Original des sicherlich nicht besten, einstweilen aber teuersten SPIEGEL- Titels: Ludwig Erhard, aus Anlass seiner Nominierung zum Bundeskanzler porträtiert von Bernard Buffet, dem Maler des Elends.
12 Dezember 1966
Seitenanzahl: 178 Seiten
Sprache: Deutsch
Eigenschaften von diesem Artikel
- Magazine vom Tag
- 12
- Magazine vom Monat ...
- 12/Dezember
- Magazine aus dem Jahre ...
- 1966