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Der Spiegel Nr.18 / 28 April 1965 - Rußland nach Chruschtschow
Titelbild: Rußland nach Chruschtschow
Original Inhaltsbeschreibung:
- TITELGESCHICHTE Die Sowjet-Union nach Chruschtschows Sturz
- BONN Frankreich-Politik
- Zucker-Marktordnung
- CSU
- Volksaktien
- PARTEIEN SPD
- MINISTER Lemmer
- BUNDESLÄNDER Niedersachsen
- HANDEL Damenstrümpfe
- WERBUNG Heilmittel
- SOWJETZONE Kulturpolitik
- RECHT Entscheidungen
- ZEITGESCHICHTE Reichswehr
- WERFTEN Howaldtswerke
- INDUSTRIE Xerographie
- AFFÄREN Bürgermeister
- TOURISTIK Hotel
- SERIE Die Teilung der Welt
- FRANKREICH Kapitulationsfeier
- Rundfunk
- VIETNAM Ho Tschi-minh
- GERHARD MAUZ über Fehlurteilsjäger
- BULGARIEN Putsch
- SPANIEN Kuba-Flüchtlinge
- USA Al Capones Erben halten täglich eine Sitzung
- BELGIEN Hygiene
- SPORT Fussball
- FILM Schiwago
- SCHRIFTSTELLER Graetz
- BÜCHER Louis Ferdinand Pririz von Preußen über Ernst von Salomon: Die schöne Wilhelmine
- FORSCHUNG Psychologie
- UNTERHALTUNG Vartan-Hallyday
- GRAPHIK Computer
- FREIZEIT Rollbrett
- PETER BRÜGGE Klein aber fein
Spiegel-Verlag/Hausmitteilung vom Datum: 26. April 1965 - Betr.: Vorankündigung
Unter den stereotypen Warum-Fragen an den SPIEGEL steht an vorderster Stelle, warum der SPIEGEL nicht mehr die Titelgeschichte der nächsten Ausgabe ankündigt, wie er es von Nummer 44/1953 bis zur Nummer 43/1962 fast genau neun Jahre lang tat. Nummer 44/1962, ohne Ankündigung für Nummer 45, wurde im Höhepunkt der Kuba Krise abgeschlossen; die Redaktion vermochte sich nicht auszudenken, was sie in der nächsten Woche tun würde. Sie vermochte es bei Schluss der folgenden Ausgabe (Titel: Häftling Augstein) noch ungleich weniger.
Die Übung, den nächsten Titel anzukündigen, ist dann nicht wieder aufgenommen worden, zumal ständig verbesserte Druckverhältnisse erlaubten, den Titel der nächsten Ausgabe lange nach Schluss der letzten festzulegen. Und längst schon erlaubten die journalistischen und organisatorischen Mittel des SPIEGEL, ein aktuelles Titel Thema in weniger als Wochenfrist zu bewältigen. Durch die Vorankündigungen stellte sich die Redaktion unaktueller als sie war. Ihr Arbeitsprinzip ist, grosse Themen von latenter Aktualität mit langfristiger Gründlichkeit vorzubereiten und dennoch unverhoffter Aktualität binnen Tagen mit Titelbild und geschichte Rechnung zu tragen.
Doch soll diesmal ausnahmsweise der Titel der nächsten Ausgabe angekündigt werden: Er illustriert eine Serie, die jeden Leser, jeden, erinnernd hineinreissen wird in eine Zeit, als die Geburtsjahrgänge um 1930 und älter schlechthin keine Perspektive ihrer Existenz mehr vor Augen sahen, während für die jüngeren Leser diese Zeit im Nebel vager Erinnerungsfragmente oder zeitgeschichtlicher Wissenslücken liegt.
Es handelt sich, in diesen Tagen voller Zwanzigjahres Erinnerungen, bei leibe nicht um ein globales Thema 1945, sondern um ein spezielles: Die Russen in Berlin 1945. Es wird dargetan , wie Stalin Stunden vor Beginn der Jalta-Konferenz Pläne seiner Frontbefehlshaber vereitelte, Berlin bis zum 16. Februar zu erobern. Wie, wenn er gestattet hätte, Berlin zwei Monate eher einzunehmen, wenn er Jalta zerredet hätte, statt sich auf Besatzungszonen und Sektoren einzulassen, und wenn die Russen ins Ruhrgebiet gelangt wären?
Die vermeintliche Hitler-Leiche im Garten der Reichskanzlei, deren Bild vor Jahren durch die Sowjet Presse geisterte, trug gestopfte Socken und war ein toter Doppelgänger. Der verkohlte echte Führer wurde am 8. Mai in Buch bei Berlin obduziert. Todesursache war nicht die angebliche Kugel, sondern ein Gift. Es wirkte, bevor jener 33 Seiten lange, pedantisch detaillierte Befehl verwirklicht werden konnte, dessen Ausführung die vollständige Vernichtung Berlins bedeutet hätte. Weder die Selbstzerstörung durch Verteidigung jeder Hecke hat stattgefunden, noch die Schlacht um Berlin, in der nach sowjetischer und deutscher Darstellung auf beiden Seiten zusammen 3 1/2 Millionen Kombattanten gestanden haben sollen. Die Schlacht ist eine Imagination zu höherem Ruhme.
Die Serie, in Ost und West recherchiert, wird dem Zeitgenossen Neuigkeiten vermittelt. Dafür, dass sie: Bestand haben, setzt SPIEGEL-Redakteur Erich Kuby seinen guten Namen als Publizist ein.
28 April 1965
Seitenanzahl: 166 Seiten
Sprache: Deutsch
Eigenschaften von diesem Artikel
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